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„Respekt für Andersdenkende“

Antifeminismus Heinrich-Böll-Stiftung entschuldigt sich für das Online-Wiki Agent*In

BERLIN taz | „Wir bedauern sehr, dass durch die gewählte Form manche an antidemokratische Methoden erinnert werden und entschuldigen uns bei denjenigen, die sich möglicherweise persönlich verletzt fühlen.“ Mit diesen Worten übernehmen Barbara Unmüßig und Ellen Ueber­schär, die beiden Vorstände der Heinrich-Böll-Stiftung, die Verantwortung für den Super-GAU, den die Grünen-nahe Organisation in den vergangenen Wochen erlebt hat.

Mitte Juli hat die Stiftung ein Online-Lexikon zu Antifeminismus mit dem Titel Agent*In (Information on Anti-Gender-Networks) freigeschaltet. Das Wiki sollte zu den unterschiedlichen Gruppierungen und AkteurInnen, die hinter antifeministischen Angriffen stecken, informieren. Es wurde von einem ehrenamtlichem Netzwerk in Kooperation mit dem an der Stiftung angesiedelten Gunda-Werner-Institut für Geschlechterdemokratie (GWI) erarbeitet.

Was aufklärerisch gemeint war, ging voll nach hinten los. Von einem „Online-Pranger“ war die Rede, von Stasi-Methoden und „schwarzen Listen“. Darin tauchten beispielsweise der Autor Arne Hoffmann und die AfD-Politikerin Beatrix von Storch auf, die durchaus für antifeministische Äußerungen bekannt sind.

Zunächst wehrte Henning von Bargen ab. „Was wir tun, hat in keinster Weise mit Diffamierung zu tun“, so der GWI-Chef. Das Portal wolle lediglich die antifeministischen Szenen in allen Facetten beleuchten. Vor wenigen Tagen wurde das Wiki aus dem Netz genommen.

Aber: Es soll überarbeitet werden und dann wieder online gehen, bestätigt die Pressestelle der Stiftung. Wann das passiert, ist unklar. Ebenso mit welchen Inhalten. Die Stiftung sei geprägt vom „Respekt für Andersdenkende“, schreiben Unmüßig und Ueberschär in ihrer Entschuldigung. Simone Schmollack

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