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Weißer Riese als Warnung

Klima In der Antarktis bricht ein riesiger Eisberg ab. Ein normaler Vorgang? Die Region erwärmt sich rapide. Kippt die Westantarktis, steigt der Meeresspiegel um drei Meter

Knack, weg war er: die Bruchkante im Eis von Larsen C, vom Satelliten aus Foto: esa/reuters

von Bernhard Pötter

BERLIN taz | Seit Jahren hatten alle Experten damit gerechnet, mitten im antarktischen Winter ist es nun passiert: Eine gigantische Eisinsel, 185 mal 50 Kilometer lang und damit siebenmal so groß wie die Fläche von Berlin, ist vom westantarktischen Eisschild „Larsen C“ abgebrochen. Das meldeten Forscher des Projekts „Midas“ der britischen Universität Swansea am Mittwoch nach Auswertung von Satellitendaten. „Das könnte letztlich zum Zerfall des Schelfeises führen“, sagt die Gletscher-Expertin Daniela Jansen vom Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung.

Das Schelfeis ist eine schwimmende Eismasse vor der Antarktis, wo Gletscher ins Meer fließen. Larsen C, benannt nach seinem norwegischen Entdecker, ist mit den Ausmaßen von Niedersachsen das viertgrößte Schelf. Wird es instabil, könnte es zerbröseln wie die benachbarten kleineren Flächen Larsen A und B 1995 und 2002.

Ob der Klimawandel schuld ist, ist unter Forschern umstritten. Einerseits sind „kalbende“ Schelfe normal. Aber der Klimawandel heizt die Meere auf und die Westantarktis wird jedes Jahrzehnt um 0,5 Grad wärmer. Der Verlust von Larsen A und B gilt als eine Folge des Klimawandels, weil dort schmelzendes Eis an der Oberfläche das Ende beschleunigte.

„Eines der spektakulärsten Naturereignisse betrifft uns alle“, mahnt der britische Arctic Survey in einem Video zu Larsen C. Denn auch wenn der Verlust des weißen Riesen für den globalen Meeresspiegel erst einmal nichts bedeutet – Meereis schwimmt und verändert nicht das Volumen der Ozeane –, fürchten Experten: Ohne das Schelfeis, das bisher wie ein Korken auf der Flasche sitzt, könnten die Gletscher viel schneller ins Meer fließen. Genau das haben Forscher nach dem Ende von Larsen A und B beobachtet.

„Das könnte ein Modell für dieWestantarktis sein“

Torsten Albrecht, Klimaforscher

Der Verlust von Larsen C würde bei völligem Abschmelzen der Gletscher langfristig den globalen Meeresspiegel um 10 Zentimeter erhöhen, haben Experten errechnet. Wenn dagegen die ganze Westantarktis taut, könnte sie den Meeresspiegel um drei Meter heben. Bereits jetzt rechnen Forscher damit, dass die Pegel bis 2100 um einen Meter steigen. „Was am Larsen-Schelf passiert, könnte ein Modell für die ganze Westantarktis sein“, befürchtet Gletscherexperte Torsten Albrecht vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.

Bisher war die Antarktis relativ stabil, der Ostteil ist es auch immer noch. Die große Schmelze ereignet sich vor allem im Norden: 2016 gab es beim Arktis-Eis einen Minusrekord, auch 2017 gibt es laut Zahlen der US-Behörde NSIDC fast eine Million Quadratkilometer weniger Eis als im Mittelwert.

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