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Zwei Tote im Polizeigewahrsam

Großbritannien Erneut brechen in London Unruhen nach dem Tod zweier junger schwarzer Männer aus. Und wieder steht der Verdacht des Rassismus im Raum

Die Londoner Polizei ist beim Einsatz gegen schwarze Jugendlichen nicht eben zurückhaltend Foto: Lauren Hurley/ap

Aus London Daniel Zylbersztajn

In Hackney im Londoner Stadtteil Dalston gab es auch am Freitagabend Unruhen, nachdem in Ostlondon innerhalb von zwei Wochen zwei junge schwarze Männer in Polizeiobhut starben. Die schwarze Community sieht diese Fälle in einer langen Reihe von Todesfällen durch die Metropolitan Police. So führte der Tod Mark Duggans durch Polizeischüsse im August 2011 zu landesweiten Unruhen. Am Freitag wurden nur einige Läden beschädigt und einige Barrikaden in Brand gesetzt. Viele Demonstranten beschuldigten die Polizei des Mordes.

Rashan Charles, 20, verlor am 22. Juli bei seiner Festnahme durch Polizeibeamte in einem Supermarkt das Bewusstsein und starb bald darauf im Krankenhaus. Der Vorfall wurde sowohl von Sicherheitskameras des Geschäfts als auch der Körperkamera des Polizeibeamten aufgenommen. Edson Da Costa, ein 25-jähriger junger Vater, verlor eine Woche vorher ebenfalls während seiner Festnahme im Stadtteil Newham das Bewusstsein und starb sechs Tage später. Beide sollen während der Festnahme Knebel in den Mund bekommen haben.

In beiden Todesfällen ist nun die Frage, ob die Männer deshalb erstickten und ob Beamte fahrlässig handelten oder ein unnötig hohes Maß von Gewalt anwendeten. Im Fall von Da Costa wird auch eine Untersuchung des Nackenbereichs gefordert, um zu prüfen, ob die Maßnahmen der Polizei bei der Festnahme zu einem Wirbelsäulenbruch führten.

Die Väter beider Männer begaben sich am Samstag zu einer gemeinsamen Andacht vor der Polizeiwache in Stoke Newing­ton, Hackney, in der Nähe Dalstons. Dabei distanzierten sie sich von jeglicher Gewalt auf den Straßen, forderten jedoch Gerechtigkeit für alle, die in Polizeiobhut ihr Leben verloren haben. Der schwarze Zivilrechtsaktivist Stafford Scott sagte, „dass blinde Wut auf den Straßen und das Niederbrennen der eigenen Wohngegend und Nachbarschaft nicht zu Gerechtigkeit führen könne“. Im Fall von Rashan Charles gebe es Kameras, die den gesamten Vorfall aufgenommen hätten. Die Aufnahmen der Kameras aus dem Supermarkt, die die Festnahme Rashan Charles dokumentieren, zirkulieren inzwischen weltweit im Internet.

In beiden Fällen ist die Frage, ob die Polizei unnötig viel Gewalt anwendete

In Großbritannien müssen durch Polizeibeamte verursachte Todesfälle in Polizeigewahrsam seit dem Jahr 2004 von einer unabhängigen Behörde, der IPCC, untersucht werden. Die Behörde steht jedoch unter dem Verdacht, einseitig das Handeln von Polizeibeamten verteidigt zu haben. So kam es seit 1986 nicht zu einer einzigen Verurteilung eines britischen Polizeibeamten bei Todesfällen im Polizeigewahrsam. Laut der britischen Lobbygruppe Inquest sind darunter überproportional viele Todesfälle (168) von Menschen aus der schwarzen und ethnischen Minderheit. Nach Angaben vom Institute of Race Relations im Jahr 2015 liegt diese Zahl sogar über 500. Bereits 2012 kam es zu einer öffentlichen Untersuchung der IPCC, aus welcher hervorging, dass ihre Ressourcen unzureichend seien und der Anteil der an Entscheidungen mitbeteiligten Polizeibeamten zu hoch sei. Erst letztes Jahr kündigte Theresa May, damals noch Innenministerin, deshalb eine Reform der Behörde an. Der Tod von Rashan Charles und Da Costa könnten so zum Testfall werden.

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