Explosion in Aldi-Fabrik in Bangladesch: Ermittlungen gegen die Toten

Nach einer Explosion in einer Textilfabrik in Bangladesch ermittelt die Polizei gegen drei der 13 Getöteten. Die Fabrik soll Aldi beliefert haben.

Zwei Männer in Helmen klettern durch Schutt

Rettungskräfte nach der Explosion Foto: ap

BERLIN taz/afp | Nach einer Explosion in Textilfabrik in Bangladesch mit insgesamt 13 Toten ermittelt die Polizei nun gegen drei der getöteten Arbeiter. Die drei verdächtigten Männer waren die Maschinisten des Heizkessels, der in der Fabrik explodiert war, meldet die bangladeschische Tageszeitung The Daily Star. Ermittelt wird auch gegen zehn weitere Verdächtige. Bei der Explosion waren außerdem mehr als 50 Menschen verletzt worden.

Bei der Explosion in der Nacht zum Montag war ein Teil des sechsstöckigen Gebäudes eingestürzt. Wegen der Feiertage zum Abschluss des Ramadans waren aber nur wenige der 5.000 ArbeiterInnen anwesend. Der Menschenrechtsorganisation Ain O Salish Kendra zufolge hatten ArbeiterInnen den Fabrikbesitzer auf Probleme mit dem Heizungskessel hingewiesen und seien ignoriert worden.

Ein Polizeisprecher bestätigte ebenfalls, dass der 15 Jahre alte Boiler trotz Sicherheitsmängeln nicht ausgetauscht worden war. Unklar ist, warum dennoch gegen die Arbeiter ermittelt wird. Der Besitzer der Fabrik Multifabs, Mahiuddin Faruqui, sagte, er habe die Behörden um Erlaubnis gebeten, einen neuen Heizkessel zu installieren. Doch wegen der Feiertage habe er niemanden erreichen können.

Multifabs produzierte für den Exportmarkt. Der Kampagne für Saubere Kleidung zufolge belieferte die Firma unter anderem Aldi Nord, Aldi Süd und die Metro AG. Die Fabrik war deshalb auch Teil des „Bangladesh Accord“, der zum Ziel hat die Sicherheitsbedingungen in den exportorientierten Textilfabriken im Land zu verbessern. Dem Bericht des Accord zufolge, war Multifabs bei den Sicherheitsreparaturen hinter dem Zeitplan.

Die Explosion verweist auf einen blinden Fleck der Sicherheitskampagnen in Bangladesch. Sowohl der Accord, in dem vorwiegend europäische Modemarken organisiert sind, als auch die „Alliance“ von nordamerikanischen Marken decken die Sicherheit von Heizungskesseln nur teilweise ab. Bedingung für Firmen ist nur, dass der Kesselraum von der restlichen Fabrik durch eine feuersichere Tür abgetrennt ist. Dies war bei Multifabs nicht der Fall, wurde aber im Frühjahr 2016 korrigiert.

„Der tragische Vorfall verdeutlicht, welche Gefahr durch die mangelhafte Wartung und Überprüfung von Heizungskesseln ausgeht“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kampagne für Saubere Kleidung. NGOs würden sich bereits seit 2014 für Heizungskessel-Inspektionen aussprechen. Auch Stromgeneratoren, Gasleitungen und Lastenaufzüge müssten untersucht werden.

Gegründet wurden Accord und Alliance nachdem im April 2013 das Rana Plaza eingestürzt war, in dem mehrere Textilfabriken untergebracht waren. Mehr als 1.100 Menschen starben, Tausende wurden verletzt. Die Sicherheitsarbeiten in zahlreichen Fabriken sind aber auch vier Jahre später noch nicht abgeschlossen. Ende Juni wurde der Accord verlängert und soll nun bis 2021 fortgeführt werden. Bis dahin sollen die Abkommen weitere Arbeiterrechte und Inspektionen auch bei neu hinzugekommenen Zulieferern beinhalten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.