: Love, Peace, gutes Leben
KONZERT Rapper Nas gibt im Berliner Huxleys eine Geschichtsstunde in Oldschool-Rap
Er lässt sich gar nicht erst bitten, er spielt die alten Hits sofort. Das Konzert des New Yorker Rappers Nas am Mittwochabend in Berlin ist noch keine zehn Minuten alt, da hat der locker im schwarzen Trainingsanzug über die Bühne joggende HipHopper bereits die Stücke „N. Y. State of Mind“ und „Life’s a Bitch“ gesungen – beide stammen vom Debütalbum „Illmatic“, mit dem er 1994 berühmt wurde.
Die Lines daraus kann jede und jeder der gut 1.500 Besucher im Saal mitsingen – sie klingen wie kurze Gebrauchsanweisungen für das gute, das wilde, das schnelle Leben: „Sleep Is The Cousin Of Death“, shouten die Fans zu kräftigen Beats; kurz darauf folgen die wohl bekanntesten Zeilen des heute 43-jährigen Musikers: „Life’s a bitch and then you die/ That’s why we get high/ Cause you never know when you’re gonna go.“
Die Feier des Augenblicks, des Hier und Jetzt, war bei Nas, bürgerlich Nasir Jones, von Beginn an Programm. In seiner Karriere folgten auf das Debüt weitere überdurchschnittliche Alben wie „I am … Nas“ (1999), von dem er das gut groovende „Hate me now“ spielt, oder „Stillmatic“ (2001), von dem unter anderem „One Mic“ zu hören ist. Aber an „Illmatic“ reichten die Werke des vielbeschäftigten Künstlers, der zuletzt die HipHop-Saga „The Get Down“ produziert hat, nicht mehr heran.
Selfie mit Nas
Auch im Konzert kommen die Old-School-HipHop-Stücke am besten rüber. Fast wirken sie wie eine Geschichtsstunde in Sachen Rap, insbesondere der Schlagzeuger und sein reduziertes, aber prägnantes Spiel mit Snare und Bassdrum wirkte leichthändig und -füßig. Mühelos klingt auch der Reimflow von Nas, der in den Liedpausen immer mal wieder das Publikum anspricht. Einen holt er auf die Bühne, was eine kleine Selfie-Knips-Pause zur Folge hat.
Aber mit Nas kann man sich auch ablichten lassen, denn gut gehalten hat er sich; in seinem sportlichen Outfit – von der Goldkette mal abgesehen – könnte er auch als aufstrebender Basketballcoach durchgehen. Smart und wenig dickhodig wirkt der Rapper, wenn er Samples von Beethoven bis Michael Jackson ankündigt und einen Song dem kürzlich verstorbenen US-Rapper Prodigy widmet. Auch für seine Crew in Queensbridge – der Hochhaussiedlung, in der er groß wurde – hat er ein paar warme Worte übrig.
Das Publikum freut’s, es ist eine ziemlich typische Berliner Mischung zugegen, vom Jérôme-Boateng-Lookalike mit Familie bis zum Gropiusstadt-HipHop-Freak scheint alles und in allen Altersklassen dabei zu sein. Gegen Ende gibt es das jazzige „Stay“ vom jüngsten Nas-Album „Life Is Good“ (2012). Und da fällt einem doch auf, dass so eine kurze Abkehr vom typischen Old-School-Beat und ein Rhythmuswechsel auch mal guttut.
Gut 70 Minuten dauert diese Feier des Augenblicks, dann verschwindet Nas mit einem „Peace“ und „Love“ von der Bühne. Jens Uthoff
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