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Verbände gegen „Fukushima-Reaktoren“

Atom AKW-Gegner halten Betrieb von Gundremmingen C bis 2021 für nicht verantwortbar

FREIBURG taz | Umweltverbände drängen auf die schnellere Abschaltung des Atomkraftwerks im bayerischen Gundremmingen. Am heutigen Dienstag wollen die drei Organisationen BUND Naturschutz in Bayern (BN), BUND Baden-Württemberg und die regionale Bürgerinitiative Forum eine entsprechende Petition im Bayerischen Landtag überreichen. Mehr als 28.000 Menschen haben sich bisher an der Unterschriftenaktion beteiligt, die auch vom Umweltinstitut München und der Organisation Ausgestrahlt unterstützt wurde.

Mit dem Slogan „Wer B sagt, muss auch C sagen“ fordern die Unterzeichner, dass nicht nur der Reaktorblock B zum Jahresende abgeschaltet wird, sondern auch Block C. Nach dem geltenden Ausstiegsgesetz darf dieser noch bis Ende 2021 laufen. Die Blöcke in Gundremmingen sind die letzten beiden Siedewasserreaktoren in Deutschland, auch als „Typ Fukushima“ bezeichnet. Sie weisen, wie der BUND warnt, „konstruktionsbedingt besondere Risiken auf“.

Ein Gutachten im Auftrag der Grünen stellt nun gravierende Defizite insbesondere im Notkühlsystem der beiden Reaktoren fest. Autor ist Professor Manfred Mertins, der lange für die Gesellschaft für Anlagen und Reaktorsicherheit tätig war und inzwischen als Sachverständiger für Reaktorsicherheit arbeitet. Raimund Kamm, Vorsitzender des Vereins Forum, urteilt nach dem Gutachten: „In Gundremmingen verfügt keiner der beiden Reaktoren über drei vollwertige Not- und Nachkühlsysteme, die bei einem Störfall unabhängig voneinander jederzeit zuverlässig zur Verfügung stehen müssen.“

Die Betreibergesellschaft, die überwiegend dem RWE-Konzern gehört, sieht die Forderung nach drei unabhängigen Nachkühlsystemen hingegen als erfüllt an. Es gebe sogar „jeweils ein zusätzliches, unabhängiges Nachwärmeabfuhr- und Einspeisesystem“. Das wiederum lassen die Umweltverbände nicht gelten; sie betrachten die Systeme als nicht erdbebensicher.

„Wir wünschen, dass der Landtag im Oktober diese Petitionen behandelt“, sagt Kamm. Er verweist auch auf die Abfälle der Anlagen im Normalbetrieb: Es sei „ein Verbrechen an unseren Nachkommen“, dass in jedem der Reaktoren an jedem Tag so viel langlebige Radioaktivität erzeugt werde, wie in allen 125.000 Atommüllfässern des undichten Versuchsendlagers Asse steckt: „Täglich macht ein Reaktor einmal Asse.“

Bernward Janzing

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