: 0,00042 Prozent für 5 Euro
MASSE Start-ups nutzen Mikroinvestment übers Internet. Auch über Kleinstbeträge kommen dabei erhebliche Summen zusammen
Immer mehr Start-ups setzten auf die Internet-Crowd – doch nicht nur in Form von konsumorientierten Fanboys und Fangirls. Seitdem sich Geldbeträge per Mausklick bewegen lassen, wird die Netzbevölkerung auch als Investor interessant. Der neueste Trend nach „Micropayment“ und „Crowdfunding“ heißt „Crowd-“ bzw. „Mikroinvestment“. Wie bei der klassischen Schwarmfinanzierung geht es um vergleichsweise kleine Beträge – und die jeweiligen Kampagnen sind zeitlich begrenzt. Anders als bei Crowdfunding-Plattformen wie etwa Startnext wird jedoch nicht gespendet, sondern tatsächlich investiert.
Den Anfang machte in Deutschland Seedmatch. Schon seit 2011 kann man dort ab einer Mindestsumme von 250 Euro zum stillen Teilhaber eines Start-ups werden, mit vollem Risiko, aber auch mit der realen Chance, vom Erfolg einer Geschäftsidee zu profitieren. Ob Webcomic-App oder werbefinanzierte Gratis-Tampons – Dutzende Projekte haben auf Seedmatch bereits bis zu 100.000 Euro Kraut-Kapital eingesammelt.
Etwas exklusiver läuft’s auf der Mikroinvestment-Plattform Innovestment. Dort zahlt man „Hammerpreise“, eine limitierte Zahl von Anteilen wird versteigert. Der reguläre Startpreis von immerhin schon mal 1.000 Euro ist dadurch schnell überschritten. Das freut natürlich die bei Innovestment angetretenen Start-ups, so etwa den News- und Trend-Aggregator PostedPlanet, der so eine Art deutsche „Huffington Post“ plant, oder die E-Book-Verleihplattform PaperC.
Mikroinvestment funktioniert jedoch auch mit Minipreisen, das zeigt die neu gegründete Plattform companista. Dort wird auf eine Mindestinvestitionssumme verzichtet, schon ab fünf Euro ist man dabei. Dafür erhält man dann etwa einen 0,00042-prozentigen Anteil an der virtuellen Kraftdroschken-App BetterTaxi, die dem per Fingertipp auf dem Smartphone bestellten Taxi automatisch verrät, wo man wartet. Etwas mehr Geduld als der Fahrgast muss der Mikroinvestor mitbringen, das Geld wird mindestens bis 2024 angelegt.
Doch die Deutschen sind im Web ebenso geduldig wie risikofreudig. Dem Portal fuer-gruender.de zufolge erzielten im laufenden Jahr 2012 dreißig Start-ups via Mikroinvestment bereits 2,7 Millionen Euro Krautkapital. Klassische Krautfunding-Projekte von Künstlern und Kreativen kamen dagegen nur auf knapp eine Million Euro.
ANSGAR WARNER