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Die große Fracht des Sommers ist verladen

Buchmesse Kleine Verlage am Großen Wannsee, am Samstag im Literarischen Colloquium Berlin

Wenn das Literarische Colloquium Berlin (LCB) am Wannsee ruft, ist der Sommer fast zu Ende, und wenn der Sommer fast zu Ende ist, erinnert man sich immer an eins der wenigen Gedichte, die man in seinem Kopf gespeichert hat: „Die große Fracht des Sommers ist verladen / das Sonnenschiff im Hafen steht bereit / wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit /die große Fracht des Sommers ist verladen.“

Das Gedicht ist von Ingeborg Bachmann und geht noch ein paar Strophen weiter. Man hatte es mal für die Schule auswendig gelernt vor ewigen Zeiten. Außerdem verwechselt man auch gern das LCB-Sommerfest am Wannsee, das in diesem Jahr am 2. September stattfindet und diesmal vom Suhrkamp Verlag ausgerichtet wird, mit der Gartenmesse, auf der sich bereits an diesem Samstag 33 kleine Verlage aus dem deutschsprachigen Raum am Großen Wannsee präsentieren.

Einige kommen von weit her, zum Beispiel aus Zürich, wie die Ink Press, Dörlemann, Secession und die Edition Blau – oder aus Wien, wie Braumüller. Andere kommen aus Dresden (edition Azur) oder Leipzig (Poetenladen). Ein Hamburger (Edition Nautilus), ein Düsseldorfer (Lilienfeld), ein Heidelberger (Das Wunderhorn) und ein Salzburger Unternehmen (Jung & Jung) sind auch dabei. Die meisten der Verlage aber, nämlich neunzehn, kommen aus Berlin. Zum Beispiel Kookbooks, VerbrecherVerlag, Matthes & Seitz, um nur die berühmtesten zu nennen.

Angenehme Alternative

Die Gartenmesse mit den kleinen Verlagen am Großen Wannsee, die bereits zum dreizehnten Mal stattfindet, ist eine angenehme Alternative zu Mammutveranstaltungen wie der Frankfurter oder Leipziger Buchmesse, aber eigentlich auch ähnlich. Man läuft hin und her zwischen insgesamt 19 jeweils viertelstundenlangen Lesungen, die mal oben beim Haus, mal unten am Wannsee stattfinden. Die meisten Lesungen sind schon deswegen interessant, weil man die meisten AutorInnen noch nicht kennt.

Besonders schön ist auch, dass man bei den meisten Lesungen rauchen kann, jedenfalls wenn sie open air stattfinden.

Wenn die Aufmerksamkeit erschöpft ist, unterhält man sich über Karl Ove Knausgård oder Fußball, lästert über Kollegen und Kolleginnen, trinkt ein Bier, isst was oder macht Fotos.

Das Veranstaltungsprogramm beginnt indoor um 14 Uhr mit der Eröffnung der „Das Licht, das Schatten leert“ betitelten Ausstellung der Co­mic­autorin Tina Brenneisen. Für das gleichnamige Buchprojekt erhielt sie den diesjährigen Comicbuchpreis der Ber­thold Leibinger Stiftung.

Den Abend beschließt dann ab 19.30 Uhr die Kafka Band. Sie besteht aus dem ­Schriftsteller Jaroslav Rudiš, dem Zeichner und Sänger Jaromír 99 und fünf weiteren Musikern, die überraschenderweise alle aus Prag kommen und Franz ­Kafkas „Schloss“ präsentieren, interpretieren, konterkarieren und womöglich auch ­dekon­stru­ieren.

Gerade fällt mir noch ein, dass es in diesem Jahr sogar drei Sommerfeste im LCB gibt. Unter dem Titel „Die Lyrik ist tot, es lebe die Lyrik“ findet nämlich am 27. und 28. Juli dort noch das Sommerfest „Babelsprech.International“ statt. Detlef Kuhlbrodt

„Kleine Verlage am Großen Wannsee“: Literarisches Colloquium Berlin, Am Sandwerder 5, Samstag ab 14 Uhr, 8/5 Euro

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