: Hausverwaltung offenbar unschuldig
WASSERSPERRE Laut der Ermittlung der Polizei ist nicht der Hausverwalter, sondern sind die Wohnungseigentümer für die Wasser- und Gassperre im Wollepark verantwortlich. Für die BewohnerInnen bedeutet das nichts Gutes
Schlechte Aussichten für die BewohnerInnen der beiden Häuserblocks im Wollepark in Delmenhorst: Die Wasser- und Gassperren werden so schnell wohl nicht aufgehoben. Denn nun wird es kompliziert: Die Hausverwaltung hat nämlich nicht, wie monatelang vermutet, die Nebenkosten der MieterInnen kassiert und nicht weitergegeben (taz berichtete), sondern offenbar die Wohnungseigentümer. Das haben Ermittlungen der Polizei Delmenhorst ergeben.
Vor fast drei Monaten haben die Stadtwerke Delmenhorst (SWD) den Wohnblöcken das Wasser abgesperrt, Ende April dann auch das Gas. Nach Angaben der SWD schuldete die Hausverwaltung ihr rund 130.000 Euro – Geld, das die MieterInnen allerdings gezahlt hatten. Die SWD stellte Strafanzeige wegen Veruntreuung und Betrugs.
Die Polizei richtete eine Ermittlungsgruppe ein und nahm auch Zahlungsflüsse für jede der 80 Wohneinheiten in den Wohnblöcken unter die Lupe. Das Ergebnis: „Alle Nebenkosten, die die Hausverwaltung bekommen hat, hat sie auch weitergeleitet“, sagt eine Sprecherin der Polizei Delmenhorst.
Dabei handelte es sich um Nebenkosten für 37 Wohnungen. Die Energiekosten für 36 Wohnungen seien nur sporadisch gezahlt worden, für 17 Wohnungen überhaupt nicht. „Die Stadtwerke haben jetzt die Möglichkeit, das auf dem zivilrechtlichen Weg zu regeln“, sagt die Polizeisprecherin, und das sei kompliziert: „Man muss bei jedem Einzelfall schauen, was dahintersteckt.“ Die Ergebnisse seien nun der Staatsanwaltschaft zur Prüfung übergeben worden.
Die Stadt Delmenhorst würde die maroden Häuser gern kaufen und abreißen, bereits Mitte Mai hatte sie den Eigentümern ein Kaufangebot gemacht. Wie es nun mit den BewohnerInnen weitergeht – immerhin sind in den beiden Wohnblöcken noch rund 260 Personen gemeldet – ist für die Stadt Sache der VermieterInnen: Die Eigentümer kämen „ihrer Verpflichtung nicht nach, den Bewohnern angemessenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, heißt es auf Anfrage der taz. Es sei aber am Montag „zum Schutz der Bewohner“ eine Brandwache eingesetzt worden und „täglich sind Betreuer vor Ort, um die Situation in Augenschein zu nehmen und den Bewohnern Unterstützung anzubieten“. Deren einzige Wasserquelle sind nach wie vor Nothähne an der Straße.
Und was ist mit den 37 Wohnungen, für die Nebenkosten gezahlt wurden? Müssten nicht wenigstens ihnen die Stadtwerke wieder Wasser und Gas zur Verfügung stellen? Von den Stadtwerken bekam die taz bis Redaktionsschluss keine Antwort. Simone Schnase
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