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Harald Keller Der Wochenendkrimi Luxus, Leiden und Laisser-faire

Beim morgendlichen Dauerlauf über Miamis Promenade sieht Dr. Beaumont Rosewood jr. jenseits der Lagune Hubschrauber um ein Hochhaus schwirren. Angelockt von einer Leiche. Rosewood trabt rüber und erspäht adleräugig auf Anhieb die Salzflecken unter den Achseln, das getrocknete Blut im Nasenloch. Im Nu weist er nach, dass der Mann freiwillig in den Tod sprang. Fall gelöst.

Dr. Rosewood preist sich als den „Beethoven unter den Rechtsmedizinern“. Er unterhält ein Privatlabor mit allen Schikanen und zwei hochqualifizierten Mitarbeiterinnen. Die eine ist seine Schwester, die andere die Verlobte. Die der Schwester, wohlgemerkt.

Der Mann hat Spaß an seiner Arbeit, und der nimmt noch zu, als er Detective Annalise Villa (Jaina Lee Ortiz) ins Gehege gerät. Prämierte Salsatänzerin, schlagkräftig und schlagfertig. Sie kann ihn nicht leiden, er sie dafür umso mehr. Beziehungschemisch rangieren Rosewood und Villa in der Mitte zwischen Pierce Brosnan und Stephanie Zimbalist aus „Remington Steele“ sowie Bruce Willis und Cybil Sherpherd aus „Moonlighting“.

Obgleich in Kalifornien gedreht wurde – „Miami Vice“ lebt wieder auf: Lamborghinis, Luxusjachten, Laisser-faire. Dazu dieses mal mehr, mal minder subtile Spiel mit Purpur und Blassblau in Dekors und Requisiten. Doch der ausgestellte Hedonismus ist, wiederum eine Parallele zu „Miami Vice“, ein Trugbild. Rosewood krankt an einem Herzfehler, ist auf Medikamente angewiesen. Seine Tage sind gezählt. Und Annalise Villa leidet insgeheim noch schwer am Verlust ihres Ehemanns.

Serienschöpfer Todd Harthan legt klugerweise nicht gleich alle Personalien auf den Tisch, sondern gibt erst nach und nach mehr über seine Figuren preis. „Rosewood“ ist hintergründiger, als die süffige Pilotfolge vermuten lässt. Das macht die Serie sehenswert.

„Rosewood“, Sa., 23.10 Uhr, Kabel 1

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