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Dascha gediegen

Plattgemacht Das Niederdeutsche soll weiter gefördert werden – aber ohne das Bremer Institut und seinen Geschäftsführer Golz. Der taz liegt ein vertraulicher Prüfbericht vor

von Klaus Wolschner

Das Institut für niederdeutsche Sprache e.V. (INS) steht vor dem Aus, Ende 2017 müssen die Mitarbeiter gekündigt werden, weil die norddeutschen Bundesländer die Finanzierung beenden. Es geht um rund 400.000 Euro im Jahr. „Völlig überraschend“, so hat der Geschäftsführer Reinhard Golz vor einem Jahr der taz erzählt, sei ihm ein entsprechendes Schriftstück mit dieser Entscheidung überreicht worden. Er wolle weiter für die Förderung des Niederdeutschen kämpfen, so Golz.

Während die Bremer Kulturabteilung zur dem Thema kein Wort sagt, hat die niedersächsische Kulturministerin Gabriele Heinen-Kljajic schon im Dezember 2016 klar erklärt, sie wolle durch die Streichung „die Förderung des Niederdeutschen stärken“. Niedersachsen wird auch zukünftig dafür 120.000 Euro ausgeben – aber nicht dem INS. Bremen gibt mit 80.000 Euro die zweitgrößte Summe. Hintergrund des Misstrauens gegen das INS, so die Ministerin, seien „zuwendungsrechtliche Probleme und rechtliche Auseinandersetzungen mit dem INS“, man habe sich die Entscheidung nicht einfach gemacht.

In einem vertraulichen Brief der Kieler Kulturministerin Anke Spoorendonk begründet diese die Streichung der Mittel für das INS mit dem autokratischen Handeln des Geschäftsführers Golz. Der habe „in mehreren Fällen eigenmächtig agiert und die Geberländer nicht über gravierende Entscheidungen insbesondere finanzieller und personeller Art informiert“. Zum Beispiel hat Golz seinen Sohn beim Institut angestellt – „ein klassischer Fall von Nepotismus“, so interne Kritiker. Der zweite Geschäftsführer, Frerk Möller, wurde nach einer schweren Krankheit herausgeekelt und der Posten dann aus der Satzung gestrichen. Das Arbeitsgericht gestand ihm eine erhebliche Abfindung zu. „Ich schäme mich heute für ‚mein‘ – leider – ehemaliges Institut“, wird Möller auf der Internetseite „plattbiblio.de“ zitiert.

Über den Inhalt der „zuwendungsrechtlichen Probleme“ sagte die schleswig-holsteinische Ministerin öffentlich nichts. Am 8. April 2017 hätten die Mitglieder des INS auf ihrer Mitgliederversammlung erfahren, so ihr neuer Präsident Heiko Block, dass alle „Vorwürfe einer fehlerhaften Haushaltsführung in den Jahren 2014 und 2015 ausgeräumt“ seien. Um welche Vorwürfe es da gegangen ist, das teilte er nicht mit, und auch in den Jahresberichten des Instituts war davon nie die Rede.

„Der Prüfbericht enthält Dinge, die da nicht hineingehören“

Reinhard Golz, Geschäftsführer des INStituts für niederdeutsche Sprache

Der Persilschein vom 8. April verwundert, jedenfalls wenn man die streng vertrauliche „Verwendungsnachweisprüfung“ liest, die das Institut zwei Wochen vorher zugesandt bekommen hat und die der taz vorliegt. Zum Beispiel steht da für das Jahr 2014, es könne „aufgrund fehlender Akteneinsicht keine abschließende Beurteilung erfolgen“, auf Deutsch: nichts ist ausgeräumt. Zum Beispiel wurden den Prüfern nur Kopien der Girokontoauszüge ausgehändigt, auf denen „wesentliche Informationen geschwärzt“ waren. Die Spendenbewegungen wurden nicht vorgelegt. Beim Bundesverwaltungsamt wurden 4.874 Euro als „Personalkosten Dr. Golz“ abgerechnet, im Verwendungsnachweis gegenüber dem Kulturressort wurden aber nur 874 Euro angegeben. Und so weiter. Das Kulturresort hat Rückforderungen von 72.000 Euro für die Jahre 2008 – 2015 schon von der Fördersumme abgezogen, dagegen ist das Institut im Juli 2016 vor Gericht gegangen.

Geschäftsführer Golz beharrte auf Nachfrage der taz darauf, dass der Prüfvermerk keine Beanstandungen enthalte – die Schwärzungen seien unter Verweis auf den Datenschutz erfolgt. Den Staat gehe es nichts an, wer was spende. Zudem enthalte der Prüfbericht „Dinge, die da nicht hineingehören“. Insbesondere möchte Golz gern wissen, wer dieses interne Papier an die Öffentlichkeit gespielt hat. Er will weitermachen – es gab einmal die Idee, den Verein über „crowdfunding“ zu finanzieren und sogar das Haus Schnoor 43 zu kaufen, weil der Pachtvertrag ausläuft.

Die vier norddeutschen Bundesländer sind in Verhandlung über eine neue Form, in der die Förderung der niederdeutschen Sprache ab 2018 stattfinden kann – ohne das INS und ohne Golz. Offenbar gibt es darüber jedoch noch kein Einvernehmen.

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