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Niedersachsen will nachhaltig werden

Neuer WohlstandsindexDas Land will alle Entscheidungen künftig neben dem Effekt fürs Bruttoinlandsprodukt auch auf Nachhaltigkeit prüfen

Die niedersächsische Landesregierung will künftig bei allen Entscheidungen neben der Wirtschaftlichkeit auch den Schutz der Natur und die soziale Gerechtigkeit berücksichtigen. Der traditionelle Versuch, die Entwicklung einer Gesellschaft ausschließlich mit dem statistischen Wert des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zu beschreiben, sei nicht zielführend, sagte Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) bei der Vorstellung der neuen Nachhaltigkeitsstrategie. Das Kabinett hatte diese im Mai beschlossen.

„Das Bruttoinlandsprodukt ist blind für gesellschaftliche Fehlentwicklungen“, sagte Wenzel und ergänzte: „Wer sich dem Wohlergehen künftiger Generationen verpflichtet fühlt, muss zugleich die Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Blick haben.“

Niedersachsen entwickle sich etwa in den Bereichen Wirtschaft und Ökologie in entgegensetzte Richtungen, beklagte der Umweltminister. Während die Wirtschaftskraft weiter wachse, seien bei der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren bedrohliche Rückgänge zu verzeichnen. Künftige Wohlfahrts­indikatoren müssten die Entwicklung der Gesellschaft ganzheitlich abbilden.

In einer 150-seitigen Broschüre sind 26 Handlungsfelder aufgeführt, die in den kommenden zwei Jahren untersucht werden sollen. Dazu gehören etwa der Anteil der erneuerbaren Energien, die Wasserqualität, der Bildungsstand der Bevölkerung und die Arbeitslosenquote. Dann soll eine erste Bilanz erarbeitet werden, die Fehlentwicklungen aufzeigt.

Vor dem Beschluss zog die Landesregierung den Heidelberger Professor Hans Diefenbacher als Experten hinzu. Er forderte die Politiker auf, einen eigenen Wohlfahrtsindex zu entwickeln. Besonders Tätigkeiten in Haushalt und Ehrenamt oder die Verteilung von Wohlstand würden vom BIP nicht abgebildet. (dpa/taz)

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