Zwischenruf: Fresse halten, Ultras!
Immer häufiger steht man in deutschen Fußballstadien neben Engländern, die mit Tränen in den Augen seufzen: „Das ist ja wie früher!“ Sie kommen mit Billigfliegern von der Insel, nur um mal wieder vom guten, alten Fußball zu kosten, den sie dort in ihren Sitzplatzstadien längst verloren haben.
Für ihr wohliges Gefühl sind vor allem die Ultras verantwortlich: Ein paar Tausend kräftige Stimmen, die ihr überschaubares Lied-Repertoire sicher intonieren – da können einem schon mal wohlige Schauer den Rücken herunterlaufen.
Wenn man öfter kommt, gibt sich das. Dann wird es schnell nervtötend, wie die Ultras mit der immerselben Leier neunzig Minuten lang jede andere Fanregung plattmachen, völlig egal, was gerade auf dem Platz passiert. Wie sie einem nachplärren, der mit dem Megafon den Takt vorgibt, und den sie auch noch „Capo“ nennen, kann einen richtig gruseln.
Mit dem Aphoristiker Dieter Nuhr möchte man ihnen zurufen: „Einfach mal die Fresse halten!“ Zugegeben, bei Nuhr kommt davor noch der Konditionalsatz: „Wenn man keine Ahnung hat, …“ Aber ist es nicht genau das? Muss man nicht sagen, dass die Ultras zwar ihr ganzes Leben dem Fußball verschrieben haben, aber letztlich keine Ahnung vom Spiel haben? Davon, dass eine Mannschaft manchmal wüst angefeuert werden muss, oder aufgerüttelt? Schließlich hat noch niemand den Ball ins Tor gesungen. Gebrüllt aber schon. jank
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