: Der Autor-DJ
LITERATUR Text-Sampling und Identitätskonstrukte: Thomas Meinecke kommt
Versuchen wir es mal wie er: „Thomas Meinecke, der Altmeister der literarischen Gender-Dekonstruktion, macht es dem Leser nie leicht, auch nicht mit seinem neuen Roman.“ Schrieb die Zeit, und so zu zitieren, daran ließen sich so manche seiner Bücher erkennen. Meinecke „montiert, mixt und remixt Originalpassagen aus Büchern von Anaïs Nin, Bettina von Arnim, Beatriz Preciado oder über eine deutsche Auswandererkolonie in Texas“, so das Magazin Spex, „zu einem überbordenden, sich in Veränderung befindlichen Selbst“.
Und da wäre dann schon viel von dem erkannt (oder eher abgebildet), das sein Schreiben charakerisiert: Das Text-Sampling, das Interesse an der Konstruktion von Identität und mehr noch: am Konstruierten an sich, und schließlich die Begeisterungsfähigkeit für Pop noch in dessen schrillsten Oberflächenphänomenen – etwas, vor dem Intellektuelle, deutsche zumal, traditionell nicht schnell genug Reißaus nehmen können.
Ganz anders Meinecke, ansonsten auch DJ sowie von Anfang an Teil der Band F.S.K., die 1980 in einem emblematischen Song „Ja zur modernen Welt“ sagte. Der hat „es also getan“, wie wir Spiegel online entnehmen: „einen Liebesroman geschrieben“. „Selbst“ (Suhrkamp, 472 S., 25 Euro) erzählt eine Art Dreiecksgeschichte, deren Beteiligte sind „die Mode-Redakteurin Eva, das androgyne Model Venus und Genoveva, eine Sexualwissenschaftlerin“, ums Auswandern geht es irgendwie auch, und dann tritt noch ein „Thomas“ auf, dessen Nachname, hätte er einen, „Meinecke“ lauten würde.
Der im Prinzip gleichnamige Autor ist nun in Hildesheim zu Gast, im Rahmen des – öffentlichen – Uni-Seminars „Genderpolitisches Schreiben“, tags darauf spricht er in Hannover mit dem verdienten Fachmann Rolf Pohl darüber, was eigentlich den Mann zum Mann macht. ALDI
Seminar „Genderpolitisches Schreiben“ der Uni Hildesheim: Di, 20. 6., 14.15 Uhr, Domäne Marienburg, Haus 50, Raum 202
Literarischer Salon: „Wie wird ein Mann ein Mann?“: Mi, 21. 6., 20 Uhr, Conti-Foyer, Königsworther Platz 1
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