: Das kann doch Belgien nicht erschüttern
BelgienNach dem misslungenen Terroranschlag im Bahnhof von Brüssel bewahrt das Land Haltung
Dabei hat Brüssel offenbar viel Glück gehabt. Der Mann, der am Dienstagabend im Zentralbahnhof einen Großalarm auslöste, hat keinen großen Schaden angerichtet. Der Täter sei rechtzeitig von herbeigeeilten Soldaten „neutralisiert“ worden und später seinen Schussverletzungen erlegen, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Der 36-jährige Angreifer habe versucht, eine Bombe zu zünden, diese sei aber nicht vollständig detoniert, sagte Eric Van der Sypt, ein Sprecher der belgischen Behörde. „Es war klar, dass er größeren Schaden anrichten wollte.“ Der Koffer des Täters sei zweimal explodiert. Dabei wurde niemand verletzt, „aber es hätte viel schlimmer kommen können“.
Denn der Koffer enthielt kleine Gasflaschen und Nägel. Wenn er inmitten einer Menschenmenge explodiert wäre, hätte es vermutlich viele Tote gegeben. Die Ermittler werteten die Tat denn auch als versuchten terroristischen Mord. Noch in der Nacht gab es Razzien im Haus des Verdächtigen in Molenbeek – dem Problemviertel, in dem auch die Terroristen von März 2016 Unterschlupf gefunden hatten. Bei dem Angreifer handelt es sich um einen Marokkaner, der der Polizei bisher nur wegen Drogendelikten bekannt war.
Premier Charles Michel mahnte am Mittwoch seine Landsleute, sich nicht einschüchtern zu lassen und ihre Freiheit im Alltag und ihren Lebensstil zu bewahren. Hinweise auf einen neuen, unmittelbar bevorstehenden Terrorakt gebe es nicht, so Michel weiter. Deshalb wurde die Terrorwarnstufe zunächst auch nicht angehoben. Seit der Terrorwelle 2016 gilt immer noch Stufe drei (von vier). Schwer bewaffnete Soldaten sichern Bahnhöfe, öffentliche Gebäude und die EU-Institutionen ab.
Die EU reagierte zurückhaltend auf den Vorfall. Anders als bei Attacken in London oder Paris gab es zunächst kein offizielles Statement. Am Montag hatte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini angekündigt, dass die Union ihren Kampf gegen den Terror ausweiten will, allerdings nicht in Belgien und Europa, sondern in Afrika und im Nahen Osten. Eric Bonse
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