: Dolche mit Hakenkreuzen und die Lupe des Führers
Argentinien In der Stadt Béccar stoßen Interpol-Beamte auf 75 Originalfundstücke aus der Nazizeit
Letztlich war es ein Zufallsfund, den Beamte von Interpol machten, als sie der Spur von illegal abhanden gekommenen chinesischen, japanischen und ägyptischen Kunstwerken nachgingen, die bei der Unesco auf der roten Listen standen und die Anfang Juni in einer Galerie in Buenos Aires auftauchten.
Die Spur führte zu dem Antiquitätenhändler in Béccar. Bei der Hausdurchsuchung entdeckten die Beamten zwar keines der gesuchten Kunstobjekte. Dafür aber hinter einer Bücherwand einen kleinen Gang, der zu einem geheimen Zimmer führte, in dem sie die Stücke aus der Nazizeit fanden. „Die ersten Untersuchungen zeigen, dass es Originalstücke sind“, so Argentiniens Sicherheitsministerin Patricia Bullrich. „Sie sind mit Originalfotos versehen, die beim Verkauf der Objekte beweisen sollten, dass sie vom Führer, benutzt worden waren. Es gibt Fotos von ihm mit den Objekten“, so Bullrich.
Auf einem der Negative sei Hitler zu erkennen, wie er eine Lupe in der Hand hält, die der nun gefundenen gleicht, so Polizeichef Néstor Roncaglia. „Es deutet alles darauf hin, dass es sich um einen Händler und nicht um einen Sammler handelt“, so der Polizeichef. Der Händler sei auf freiem Fuß, es wurde jedoch Anklage erhoben. Es gehe nun auch darum, herauszufinden, wie die Fundstücke nach Argentinien gelangten.
Schon im Jahr 1931 hatte sich in Buenos Aires die „Nationalsozialistische Vereinigung Argentinien – Ortsgruppe Buenos Aires“ gebildet. Die Nationalsozialisten hatten Einfluss, sie beherrschten bald die meisten deutschen Vereine und Schulen. Bei dem jüngsten Fund wird jedoch vermutet, dass ihn eine der nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflüchtete Nazigrößen mit ins Land brachte.
Nach dem Abschluss der Ermittlungen sollen die 75 Objekte im Holocaust-Museum in Buenos Aires ausgestellt werden.
Jürgen Vogt
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