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Für Stunden verzaubert

Nachruf Tankred Dorst war ein wichtiger Dramatiker im Nachkriegsdeutschland

Er war ein Mann der Mythen und Märchen, ein epischer Erzähler, der die großen Erzähl­bögen liebte und die Stationendramen. Seine Theaterstücke verhandelten oft ein großes Stück von Welt, ließen Zauberer und Narren auftreten, hauchten einen weitausgreifenden Atem in die Abenteuer der Protagonisten.

Tankred Dorst, der mit 91 Jahren in Berlin am Donnerstag gestorben ist, war als Schüler noch 1943 zum Reichsarbeitsdienst einberufen worden, musste Soldat werden und geriet in Kriegsgefangenschaft. Anfang der 1950er Jahre begann er in München Germanistik zu studieren und schrieb dort erste zeitkritische Stücke für ein Marionettentheater. In den 1960er Jahren begann sein Erfolg als Bühnenautor. An seinen Stoffen waren die Regiestars der 1970er Jahre interessiert, Peter Zadek, Dieter Dorn, Hans Neuenfels, die das Theater wieder politisierten, aber auch eine eigenmächtige Ästhetik zu schätzen wussten.

Als sein schönstes Drama gilt „Merlin oder Das wüste Land“, 1981 uraufgeführt. Wen die Geschichte vom Teufelssohn Merlin fesselte, hockte dann gleich für acht Stunden im Theater. Tankred Dorst schrieb vielfach zusammen mit seiner Ehefrau Ursula Ehler, über dreißig Stücke verfassten sie zusammen. Auch im Ausland wurden sie gespielt, er selbst hatte Gastprofessuren in Australien und Neuseeland.

Sein Engagement für das Thea­ter reichte über die eigenen Stücke hinaus. 1992 war er Mitbegründer der Bonner Bien­nale, die alle zwei Jahre viele Gastspiele aus Europa einlud und den Austausch unter Autoren und Theatern förderte.

Katrin Bettina Müller

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