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Ermittler finden Video mit IS-Treueeid

Frankreich Anschlag vor Notre Dame gibt Rätsel auf. Mutmaßlicher Täter war Geheimdiensten bekannt

PARIS dpa | Nach dem Hammer-Angriff auf einen Polizisten vor der Pariser Kathedrale Notre Dame verdichten sich die Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Der mutmaßliche Täter habe in einem Video einen Eid auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geleistet, bestätigten Justizkreise der DPA. Die Wohnung des Mannes im Pariser Umland war in der Nacht von Ermittlern durchsucht worden. Der Verdächtige, der nach Medienberichten 40 Jahre alt ist und aus Algerien stammt, wurde am Mittwoch im Krankenhaus in Polizeigewahrsam genommen.

Der Mann hatte sich am Dienstag im Herzen der Hauptstadt einer Polizeipatrouille genähert, mit einem Hammer auf einen Beamten eingeschlagen und geschrien: „Das ist für Syrien.“ Ein weiterer Polizist eröffnete darauf das Feuer und stoppte ihn. Antiterrorexperten der Pariser Staatsanwaltschaft ermitteln. Einen Tag nach dem Zwischenfall strömten wieder Touristen und Gläubige in das bekannte Gotteshaus.

Der Angreifer war nach Medienberichten den französischen Geheimdiensten unbekannt. Er sei Doktorand in Informations- und Kommunikationswissenschaft an der Universität von Lothringen in Metz, berichtete der Sender franceinfo. Sein Doktorvater Arnaud Mercier sagte dem Sender BFMTV, der Akademiker habe demokratische Werte verteidigt und sei nie als Islamist aufgefallen.

Die Regierung verstärkt unterdessen den Antierrorkampf. Präsident Emmanuel Macron baut im Élyséepalast ein „Natio­nales Zentrum zur Terrorabwehr“ auf, das die Arbeit der verschiedenen Geheimdienste abstimmt. Der ursprünglich bis Mitte Juli befristete Ausnahmezustand soll bis zum 1. November verlängert werden. Der Ministerrat wird am 21. Juni über ein neues Gesetz beraten, um die Sicherheit der Franzosen nach Auslaufen des Ausnahmezustands zu gewährleisten. Frankreich war in den letzten zweieinhalb Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge.

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