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Doppelanschlag in Teheran

Iran Attentäter sprengen sich im Parlament und im Mausoleum Chomeinis in die Luft. Mindestens zwölf Menschen sterben, die Stadt gleicht einer Festung. Der IS bekennt sich erstmals zu Anschlägen im dem Land

VON Bahman Nirumand

BERLIN taz | Ein Doppelanschlag hat am Mittwoch die iranische Hauptstadt Teheran erschüttert. Gegen 10.30 Uhr Ortszeit verschafften sich vier mit Maschinengewehren bewaffnete Männer Zugang zum Parlament, das gerade tagte, berichtete die Agentur Isna. Etwa zur gleichen Zeit drangen laut staatlichem Fernsehen ebenfalls vier Bewaffnete in das Mausoleum des verstorbenen Ajatollah Chomeini im Süden der Hauptstadt ein. Seit den Unruhen nach dem Revolutionsjahr 1979, als Chomeini aus dem Exil nach Teheran zurückgekehrte, hat es im Iran wohl keine so schweren Terrorattacken mehr gegeben.

Die Verantwortung für beide Anschläge hat inzwischen der „Islamische Staat“ (IS) übernommen. Über die Zahl der Toten und Verletzten gibt es widersprüchliche Angaben.

Den Angreifern gelang es offenbar nicht, den Plenarsaal des Parlaments zu erreichen: Alle Ausgänge und Eingänge wurden gesperrt. Gegen 13.30 Uhr konnten alle Abgeordneten, Angestellten und Reporter das Gebäude verlassen.

Kurz vor 15 Uhr Ortszeit meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna, alle vier Parlamentsattentäter seien von Sicherheitskräften getötet worden. Bei dem Doppelanschlag habe es insgesamt mindestens zwölf Tote gegeben, sagte der Leiter des iranischen Katastro­phenschutzes, Pir-Hossein Koliwand. Und der Berater des Gesundheitsministers sprach von 35 Verletzten, die in verschiedene Krankenhäuser eingeliefert wurden.

Parlamentspräsident Ali Laridschani erklärte vor der Presse, einige „feige Terroristen“ wollten eine „billige“ Aktion durchführen. „Die Abgeordneten haben ihre Arbeit fortgesetzt. Das Ganze ist eine nebensächliche Angelegenheit.“ Die Terroristen hätten versucht, der Islamischen Republik, die ein Bollwerk gegen den Terrorismus bildet, zu schaden. Es gebe keinen Grund zur Beunruhigung, die Sicherheitskräfte beherrschten die Lage. Die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Seite Intelligence Group veröffentlichte das Bekennerschreiben des „Islamischen Staates“ unter Berufung auf das IS-Sprachrohr Amak.

Unterdessen haben die iranischen Revolutionsgarden den USA und Saudi-Arabien vorgeworfen, in die Anschläge „verwickelt“ zu sein. Dass US-Präsident Donald Trump kurz zuvor „eine der reaktionärsten Regierungen in der Region“ besucht habe, sei „sehr bedeutungsvoll“ und „zeige, dass sie in diese grausame Aktion verwickelt“ seien, erklärte die Eliteeinheit am Mittwoch mit Blick auf Trumps Besuch in Riad im Mai.

Die Anschläge haben Türen für Gerüchte und Verschwörungstheorien geöffnet

Die Staatsführung versucht die Bedeutung der Anschläge dennoch herunterzuspielen. Die Bevölkerung ist ohnehin verängstigt und befürchtet, dass die Frontbildung der arabischen Staaten – unter der Führung von Saudi-Arabien und mit Unterstützung der USA und Israel – gegen Iran doch zu einer militärischen Auseinandersetzung führen könnte. In der Bevölkerung sind entsprechend Türen für Gerüchte und Verschwörungstheorien geöffnet.

Die Hauptstadt Teheran gleicht nun einer besetzten Stadt. Scharfe Kontrollen auf den Straßen, Häfen und Flughäfen und Hausdurchsuchungen erschweren den Alltag. Statt der von Präsident Hassan Rohani angekündigten Öffnung nach innen und mehr Freiheiten und Rechte für Bürger sind die Ordnungs- und Sicherheitskräfte am Zug.

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