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Archiv-Artikel

Jung, Mann, nicht dumm

ZAHLEN Die Studie zeigt Profile linker Gewalttäter. Sie schlagen zu, wo sie wohnen – in Kreuzberg, Friedrichshain und Pankow

Die CDU beschwert sich

■ Die Berliner CDU hat Innensenator Körting aufgefordert, Sympathisanten von linksextremer Gewalt besonders in den eigenen Reihen zu bekämpfen. Schließlich hätten sich die Juso-Bundesvorsitzende Franziska Drohsel und die Linken-Bundestagsabgeordnete Inge Höger für mutmaßliche Mitglieder der linksextremen militanten gruppe eingesetzt, kritisierten die CDU-Abgeordneten Sven Rissmann und Robbin Juhnke.

■ Die Studie des Verfassungsschutzes biete „erschreckend“ wenig Neues, so die CDU. Erfolgversprechende Gegenmaßnahmen würden sich dort nicht finden.

Linke Berliner Gewalttäter sind jung, männlich, selten vorbestraft und meist schlau. Das besagt die Studie „Linke Gewalt in Berlin“ des Verfassungsschutzes. Die Behörde hat darin 835 Gewalttaten, die von 2003 bis 2008 von der Polizei als politisch links motivierte Taten eingestuft wurden, analysiert. Viel Überraschendes steht darin nicht – immerhin liegen aber erstmals in der Breite Zahlen über Linksextremismus vor.

Mit den 835 linken Gewalttaten innerhalb von sechs Jahren belegt Berlin bundesweit den Spitzenplatz; diese Zahl ist auch höher als die der rechten Gewaltdelikte in der Stadt. Der große Unterschied: 86 Prozent aller rechten Gewalttaten sind Körperverletzungen; dieser Anteil beträgt bei Linken 30 Prozent (232 Taten), Tendenz: fallend. Daneben tut sich die linke Szene vor allem mit Brandstiftungen (268 Taten) und Straftaten bei Demos (371) hervor.

Das Profil linker Tatverdächtiger wird klar umrissen: Sie sind jung – 87 Prozent aller Verdächtigen sind zwischen 18 und 29 Jahre alt –, männlich (81 Prozent), nicht vorbestraft (84 Prozent) und „normal“ gebildet: Jeweils ein Viertel besitzt Abitur oder mittlere Reife, ein Drittel Hauptschulabschluss. Damit weise linke Gewalt „Ähnlichkeiten mit der unpolitischen Jugendgruppengewalt“ auf, so die Studie.

Bei Demos kracht’s

Auffällig ist: Linke Frauen werden häufiger tatverdächtig (19 Prozent) als rechte Frauen (7 Prozent). Auch handeln Linke vor allem aus Gruppen heraus – 87 Prozent aller Taten kommen so zustande. Das überrascht wenig, findet doch fast die Hälfte aller Gewalttaten im Umfeld von Demos statt – vor allem Stein- und Flaschenwürfe. Der 1. Mai wird dabei zunehmend von „Krawalltouristen“ dominiert: Die meisten Taten gelten als unpolitisch, nur 79 der 835 linken Delikte werden dem 1. Mai zugerechnet.

Gewalt gibt es vor allem dort, wo die Linken laut Studie auch wohnen und wo die linke Szene ihre Treffpunkte hat sowie Demos veranstaltet: in Friedrichshain (155 Straftaten zwischen 2003 und 2008, vor allem rund um die Frankfurter Allee), Kreuzberg (146), Mitte (146) und Prenzlauer Berg (100). Zwei Drittel aller linken Taten werden in diesen 4 der 92 Stadtteile verübt, die als „verdichtete Räumen linker Gewalt“ bezeichnet werden.

Hinzu kommt Lichtenberg mit 29 Taten: Hier trifft die Gewalt vor allem Neonazis. Insgesamt wird einem Viertel aller linken Taten eine „Gegen rechts“-Motivation zugeschrieben. Rund die Hälfte davon sind Körperverletzungen, in 91 Fällen sogar gefährliche Körperverletzungen. Gezielte Angriffe sind selten – in 82 Prozent der Fälle werden die Opfer zufällig angetroffen. Bei Institutionen trifft linke Gewalt zu zwei Dritteln die Polizei, zu einem Viertel Wirtschaftsunternehmen. Insgesamt überwiegen Angriffe auf Personen leicht die Attacken auf Objekte. „Linke Gewalt sucht eine politische Bedeutung und wird politisch gerechtfertigt“, konstatiert die Studie.

KONRAD LITSCHKO