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Kim Jong Un schreckt vor keiner Provokation zurück

Nordkorea Neuer Raketentest blamiert Chinaund Russland, die Zurückhaltung gefordert hatten

Die neue Rakete befand sich rund 30 Minuten in der Luft

SEOUL dpa | Mit einem neuen Raketentest hat Nordkorea die Welt herausgefordert und die Pläne der neuen südkoreanischen Führung für eine Rückkehr zur Entspannungspolitik infrage gestellt. Trotz UN-Sanktionen und militärischer Drohgebärden der USA zündete Nordkorea eine ballistische Rakete, die potenziell Atomsprengköpfe tragen kann. Washington drohte daraufhin prompt eine weitere Verschärfung der Sanktionen an. Südkorea, Japan und Deutschland verurteilten den Test, China und Russland äußerten ihre Sorge über die Entwicklung.

Nach Angaben des Generalstabs der südkoreanischen Streitkräfte hob die Rakete am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) in der Nähe der Grenze zu China im Nordwesten des Landes in Richtung offenes Meer ab. Sie sei etwa 700 Kilometer weit geflogen. Der genaue Raketentyp war zunächst unklar. Demnach erreichte die Rakete eine Höhe von mehr als 1.000 Kilometern und befand sich 30 Minuten in der Luft. Die Flugbahn sei nicht „im Einklang mit einer Interkontinentalrakete“ gewesen, teilte das US-Pazifikkommando mit. Es ist bereits Nordkoreas siebter Raketentest in diesem Jahr.

Für den neuen südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In ist der Raketentest eine politische Herausforderung. Moon hatte den Wunsch geäußert, zur „Sonnenscheinpolitik“ der Entspannung mit Nordkorea zurückzukehren. „Selbst wenn ein Dialog möglich ist, sollten wir Nordkorea zeigen, dass dies nur dann möglich ist, wenn Nordkorea seine Haltung ändert“, sagte Moon im nationalen Sicherheitsrat. Er warnte das Nachbarland, die Lage falsch einzuschätzen. Moon hatte im Wahlkampf für eine Politik der Annäherung plädiert.

Die Präsidenten Chinas und Russlands, Xi Jinping und Wladimir Putin, äußerten sich in Peking am Rande des „Seidenstraßen“-Gipfels am Sonntag besorgt darüber, „wie sich die Lage entwickelt und die Spannungen steigen“. China rief alle Parteien zur Zurückhaltung auf, um die Spannungen in der Region nicht zu verschärfen.

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