LeserInnenbriefe
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Ausländerfeindliches Raunen

betr.: „Gegen die deutsche Einheit“, taz vom 9. 5. 17

„Wir sind nicht burka“, sagt thomas de maizière. Der innenminister kann kein deutsch, denn sein satz müsste heißen, dass wir keine burka haben. Er kann nicht zwischen haben und sein unterscheiden. Was soll dieses ausländerfeindliche raunen? Fühlt er sich genötigt, als nachfahre von immigranten sich besonders nationalistisch zu verhalten, was immer er mit seiner ausgrenzung des fremden meint?

Die deutschen tugenden sollten freiheitlich sein, nicht spießig. Um in der logik weiterzupenibeln: Goethe war bürger der reichsstadt frankfurt am main, er konnte nie hochdeutsch sprechen, aber den persischen dichter hafis hochschätzen. Aber deutsch sollen die asylanten mit teilweise gänzlich ungeeignetem lehrmaterial lernen, viele sind sogar davon so ausgegrenzt, dass ich vermute, dies ist absicht. Wir sind spätestens seit der römerzeit ein einwanderungsland, freuen wir uns, dass dadurch die gefahr deutscher inzucht fast immer ausgeschlossen war.

Dieser deutsche mann sollte die afd ihre wahlwerbung selbst machen lassen. GERT REISING, Karlsruhe

Die ewige Beziehungsarbeiterin

betr.: „Mit dem Täter reden“, taz vom 10. 5. 17

Ich denke grundsätzlich, dass jeder Mensch mehr ist als ein Verbrechen, das er begeht. Und dass Verzeihen und Versöhnung am Ende heilsamer sind (nicht nur) für die Gewaltbetroffenen als die fortgesetzten Gefühle von Angst, Scham, Wut und Hass. Aber zum einen können Wut und Hass wichtige befreiende Energien auf dem Weg zur Bewältigung tiefgreifender Verletzungen sein, nicht zuletzt bei Frauen, die sich und denen traditionell immer noch häufig die Schuld an Gewaltwiderfährnissen geben beziehungsweise gegeben wird. Zum anderen kann das Verzeihen nur von dem Gewaltopfer ausgehen. Das ist bei Thordis Elva der Fall. Auch wenn in der Geschichte ein Moment der Frau als der ewigen Beziehungsarbeiterin liegt, die alles wieder richtet und heil macht, dem Mann hinterher reist und „dranbleibt“, kann ich doch nachvollziehen, dass darin eine Ermächtigung liegt, es sich um einen Akt der (Wiederherstellung) von Souveränität handelt. Deshalb war es interessant, den Artikel zu lesen und bin ich froh über das Buch.

Gleichzeitig führt sich der ganze Artikel, nicht Thordis Elva, schon in den ersten Sätzen ad absurdum. Er beginnt zwar mit der Feststellung, „Tom Stranger hat Thordis Elva vor 20 Jahren vergewaltigt“, um dann fortzufahren: „Er war 18, sie 16 und trank zum ersten Mal Rum, zu viel Rum. Daraufhin schlief der hübsche Austauschstudent aus Australien zwei Stunden mit der vom Alkohol nahezu völlig paralysierten Isländerin.“ Wie bitte? Na denn, wenn’s doch nur ein Beischlaf war und er dazu auch noch hübsch, was soll – oder wie soll das verstanden werden?

Da ist der Autorin ein kleines Wort entschlüpft, das man im Zusammenhang mit dem „schlafen mit“ interpretieren kann, und zwar nicht nur als Bagatellisierung eines Verbrechens, sondern auch als Aufschein einer Positionierung im Sinne der Mittäterschaft von Frauen, so wie Christina Thürmer-Rohr das einmal beschrieben hat, als „mit dem Täter sein“.

Und da hört es dann auch mit dem Anliegen der Ermächtigung von Gewaltbetroffenen auf, für deren leidvolles Widerfährnis Mithu Sanyal nicht zufällig den Begriff der „Erfahrung“ verwendet sehen will, während der komplexe und für asymmetrische gewaltvolle Situationen angemessene Begriff des Opfers einseitig in Schwäche und Ohnmacht aufgelöst und entsorgt wird. Schade. SABINE STÖVESAND, Hamburg

I have a dream

betr.: „Trump feuert den Trump-Ermittler“, taz vom 11. 5. 17

Bald feiern die Amerikaner den 4. Juli, ihren Nationalfeiertag. Am 4. Juli 1776 unterzeichneten die in Philadelphia tagenden Delegierten der 13 englischen Kolonien die Unabhängigkeitserklärung. Das wunderbare Dokument fixierte erstmals in seiner Präambel die Menschenrechte schriftlich: Freiheit, Gleichheit aller Menschen und ihr Recht auf Streben nach Glück (an die Frauen, die damals bereits 700.000 Sklaven und die indigene Bevölkerung dachte man damals dabei nicht).

Die Erklärung schrieb aber auch fest, dass „es das Recht des Volkes ist, die Regierung zu verändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen, wenn diese dem Endzweck des Wohls der Regierten verderblich wird“. Das ist ja nun spätestens jetzt der Fall: Mitten in den Ermittlungen gegen ihn setzt Trump den Ermittler einfach ab. I have a dream: Am 4. Juli 2017 wird Trump durch ein Amtsenthebungsverfahren nach Artikel 1 der US-Verfassung in die Wüste geschickt. Dann hätte er Zeit, eine Sightseeing-Tour zur Freiheitsstatue zu machen, die in ihrer linken Hand die Unabhängigkeitserklärung von 1776 hält. Doch die Dame, ein Geschenk der Franzosen zum 100-jährigen Jubiläum 1876, wird ihm wohl zu alt sein. URSULA WÖLL, Wetzlar

Keine Fakten, na und?

betr.: „Antisemitismus, na und?“, taz vom 11. 5. 17

Martin Krauss’Theorie ist krude und Kontext-schwindsüchtig. Nichts hat mit irgendetwas zu tun. Warum sollen israelische Fußballklubs, die aus völkerrechtswidrigen Siedlungen im Westjordanland stammen, sanktioniert werden, wenn doch auch der nordirische Fußballverband in Irland und AS Monaco für Frankreich spielt, oder war es andersrum? Ist doch egal. Laut Krauss ist das ein Beweis dafür, dass palästinensische Vereine nicht wollen, dass Juden Fußball spielen, und daher sind sie alle Antisemiten! Keine Fakten, na und? MANUELA KUNKEL, Stuttgart