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Come back

Foto: Brigitte Heinrich/ Pop-Eye

Lieber Paddy Kelly,

weißt du noch, damals? Da hatten wir eine Verbindung. Du hingst in meinem Zimmer, dutzendfach. Ich sah deine Haare, so lang, deine Gesichtszüge so weich, deine feminine Art. Du warst die Kelly Family, der Star, deine Geschwister waren nur Staffage. Du warst viel mehr als ein Mädchenschwarm der Neunziger: Du warst auch der heimliche Traum vorpubertierender, sich ihrer Homosexualität noch nicht gewiss seiender Jungs. Du warst mein prä-s­chwules Objekt der Begierde.

Ich weiß es noch genau, April 1995, Würzburger Carl-Diem-Halle. Neben mir meine Schwester, hinten mein Vater. Ich sang, als du sangst: „I fell in love with an alien. I fell in love with her eyes.“ Ich war mir sicher: Du siehst mich an.

22 Jahre später liege ich im Bett und vermisse dich. Deine Family tritt im ZDF-Fernsehgarten auf, John singt und Jimmy singt, Patricia summt, Kathy tanzt und Angelo, der trommelt. Und du? Bist nicht dabei. Das ist wie Abba ohne Agnetha. Wie Queen ohne Freddy, wie U2 ohne Bono, Bon Jovi ohne Jon.

Ich hab gelesen, dass du im Kloster warst, Paddy. Dass du jetzt Hardcore-Christ bist. Kein Problem, ist verziehen. Nur bitte komm zurück. Komm und bring Maite mit, die fehlt auch. Ein bisschen.

Alles Liebe,Dein Paul Wrusch

Die Kelly Family, die in den neunziger Jahren mehr als z­wanzig Millionen CDs verkaufte, ist zurück. Ende März ­feierte sie in ­schmalerer Besetzung ihr Comeback. Das neue ­Album stieg auf Platz 1 der Charts ein, ihr Konzert am kommenden Freitag in Dortmund war nach wenigen Minuten ausverkauft, die beiden Zusatzkonzerte nach wenigen Stunden. 2018 folgt eine große Deutschlandtour.

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