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Die Locomore-Züge fahren in die Insolvenz

BERLIN taz | „Esau versöhnt sich mit Jakob“ – wer schon bei der Anreise zum diesjährigen Kirchentag in Berlin ein solches Thema debattieren will, konnte bislang beim Bahnkonkurrenten Locomore Plätze in Themenabteilen buchen. In der Gewissheit, dort auf Mitreisende zu stoßen, die diskussionsfreudig sind. Ob es zu dem Plausch auf Schienen aber wirklich kommt, ist ungewiss: Die Firma Locomore, die sich per Crowdfunding finanzierte, hat jetzt Insolvenz angemeldet.

Zwar wird der Verkehr der Firma, die die Strecke Stuttgart-Frankfurt-Kassel-Hannover-Berlin bedient, nicht sofort eingestellt. Ob und wie lange der Insolvenzverwalter den Betrieb aufrecht erhält, ist aber unklar. Zumindest am Donnerstag und Freitagmorgen fuhren noch Züge; von Sonnabend bis mindestens Montag fallen die Verbindungen aber aus.

„Sowohl die Anzahl der Fahrgäste als auch die Einnahmen pro Fahrgast sind zwar kontinuierlich gestiegen, aber nicht schnell genug, um vollständig kostendeckend zu arbeiten“, begründete die Firma die Insolvenz. „Unsere finanziellen Reserven sind nunmehr aufgebraucht, sodass wir uns zu diesem Schritt gezwungen sahen.“

Mitte Januar, vier Wochen nach Betriebsstart, waren erste Schwierigkeiten aufgetreten. Locomore musste regelmäßige Fahrten aus dem Programm nehmen, weil die Nachfrage nach den eigentlich günstigen Tickets zu gering war.

Aber Locomore machten auch betriebliche Probleme zu schaffen. Anfang Mai fielen an mehreren Tagen mehrere Passagierwaggons aus, sodass Fahrgäste nicht auf ihren gebuchten Plätzen reisen konnten. Am 4. Mai streikte dann der Servicewagen – mit der Folge, dass der Internetzugang im gesamten Zug ausfiel und auch die Plätze für Rollstuhlfahrer sowie das Kinderspielabteil nicht erreichbar waren.

Das Kapitel Locomore ist mit der Insolvenz aber noch nicht beendet, hoffen die Betreiber. Mit dem Insolvenzverwalter wollen sie Perspektiven zur Fortführung des Locomore-Zugverkehrs zu entwickeln. Dieser sei eine Bereicherung im Fernverkehr. Richard Rother

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