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Stullen für die Bullen

verpflegung Wenn der Hunger kommt: Hamburger Polizisten werden während des G20-Gipfels mit Dosenbrot und Süßigkeiten versorgt, damit nicht wieder Neid aufkommt

Praktisch eingedost und lange haltbar: drei unverwechselbare Sorten Vollkornbrot Foto: Daniel Reinhard/dpa

von Muriel Kalisch

Der nahende G20-Gipfel versetzt Hamburg zunehmend in den Ausnahmezustand. Besonders für die Hamburger Polizisten verspricht die erste Juli-Woche keine geregelten Acht-Stunden-Schichten. Um sie bei Laune zu halten, packen seit Anfang Mai 30 MitarbeiterInnen Essenspakete für die Beamten. Sollte zwischen dem Sturm des schwarzen Blocks und der Eskorte des US-Präsidenten zur Elbphilharmonie kurz Zeit bleiben, können sie beherzt in einen Schokoriegel beißen.

Wie es sich für eine deutsche Behörde gehört, können die Polizisten zwischen drei verschiedenen Sorten Vollkornbrot wählen – Sonnenblumenkern, Roggenvollkorn oder Pumpernickel. Dafür gucken Veganer in die Röhre, denn die Butterbrotboxen gibt es nur in der vegetarischen oder der Wurst-Variante. Aber die sind es ja gewohnt, sich ihr eigenes Essen von zu Hause mitzubringen. Ansonsten gibt es Snacks – Obst, Gummibärchen und Schokoriegel sollten zumindest kurzzeitig genug Energie liefern, um Demonstranten hinterherzujagen, die sich aus den erlaubten Zonen hinausbewegen.

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sind die Brotboxen für die Polizei sinnvoll, findet Ernährungsberaterin Birgit Schramm. Wichtig sei dabei, dass die Polizisten für eine gute Grundlage sorgen – also ballaststoffreich frühstücken und ein vernünftiges Mittagessen haben. „Bei hoher Anspannung bin ich auch keine Gegnerin von Zucker“, sagt Schramm. Aber eben nur, wenn die Basis stimmt: „Die Ausgabe von warmem Essen wie Erbsensuppe würde ich sehr begrüßen.“

Veganer gucken in die Röhre, denn die Brotboxen gibt es nur in der Veggie- oder Wurst-Variante

Ihr Wunsch soll sich erfüllen: Seit den Großdemonstrationen gegen die Castor-Transporte hat die Polizei offensichtlich dazugelernt. Damals schielten die Beamten noch neidisch auf das warme Volksküchen-Essen der Demonstranten, während sie selbst in den 18-Stunden-Schichten ihren dritten Schokoriegel verzehrten. Diesmal soll es aber mehr als Brot und Süßigkeiten geben – 100.000 warme Mahlzeiten seien für die Polizisten eingeplant, sagt Polizeisprecher Rene Schönhardt.

185.000 Essenspakete sollen bis zum Gipfel fertig verpackt sein. Damit das Essen bis dahin haltbar bleibt, kommen verderbliche Lebensmittel wie Brot oder Wurst aus Dosen. Die werden zurzeit in Akkordarbeit mit „Polizei“-Stickern beklebt – so besteht jedenfalls keine Verwechslungsgefahr mit dem Dosenbrot der Demonstranten.

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