heute in hamburg
: „Tierleid ausschließen“

Tierschutz Organisation verleiht Karstadt einen Anti-Preis wegen mangelnder Transparenz

Denise Schmidt

Foto: Vier Pfoten

35, ist die Kampagnenleiterin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten und koordiniert die heutige Aktion.

taz: Frau Schmidt, Sie verleihen Karstadt heute einen Anti-Tierschutz-Preis. Was werfen Sie Karstadt vor?

Denise Schmidt: Im Gegensatz zu ihren Mitbewerbern hat sich Karstadt nicht bereit erklärt, sich mit uns an einen Tisch zu setzten und offenzulegen, woher die Daunen und Federn ihrer Produkte kommen, die sie bei sich verkaufen. Wir werfen Karstadt dabei mangelnde Transparenz vor. Wir haben verschiedene Warenhäuser hinsichtlich ihrer Daunenmaterialien befragt und wollten wissen, wie sie sicherstellen wollen, dass Tierleid in ihrer Lieferkette ausgeschlossen wird. Es geht um den Ausschluss von lebendigem Rupfen und der Stopfmast. Daunen sollten von toten Tieren stammen, die vorher ein möglichst artgerechtes Leben hatten.

Und aufgrund der verweigerten Auskunft haben Sie Karstadt für den Preis ausgewählt?

Nicht wir haben ausgewählt, sondern wir haben die Bevölkerung abstimmen lassen. Wir haben die Unternehmen befragt, um Informationen gebeten und die Antworten transparent gemacht. Auf dieser Basis haben sich die Unterstützer unserer Kampagne mit über 90 Prozent für Karstadt entschieden.

Was macht Karstadt denn anders als andere Unternehmen?

Die anderen Warenhäuser haben uns ihre Kontrolle glaubhaft dargestellt, indem sie sich auf starke Zertifizierungen von Externen stützen, die die Farmen und Zulieferer überprüfen. Dieses Potenzial scheint uns bei Karstadt nicht ausgeschöpft. Wir fordern von Karstadt, dass sie mit uns in Kontakt treten und die offenen Fragen beantworten.

Hat Karstadt etwas zu verbergen?

Karstadt hat einen Dialog verweigert. Wir haben zwar Antworten bekommen, jedoch nicht in dem gewünschten Umfang. Karstadt lässt die Frage offen, wie sie konkret sicherstellen wollen, dass Tierleid in ihrer Lieferkette für Daunen ausgeschlossen ist.

Was haben Sie heute auf der Mönckebergstraße vor?

Unsere Kampagne heißt „40 lives“. Diese 40 Leben stehen für die 40 Gänse, deren Daunen für eine Standardbettdecke verwendet werden. Deswegen werden wir dort 40 Gänse laufen lassen. Wir haben den Preis dabei und haben die Verantwortlichen dazu eingeladen diesen entgegenzunehmen.

Interview Tobias Brück

Karstadt erhält den Anti-Tierschutz-Preis „Die blutige Feder 2017“ von Vier Pfoten: 12 Uhr, Karstadt-Filiale, Mönckebergstraße 16