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Werbung für Werte

Demokratie-Initiative Ein neues Bündnis will bei Jugendlichen und Menschen mit Migrationshintergrund für politische Partizipation werben

Meinungsfreiheit, Toleranz, Respekt und Vielfalt sind Werte, die aus Sicht der Initiative „Demokratie beginnt mit uns“ in Gefahr sind. Das neue Bündnis zwischen der Landeszentrale für politische Bildung und weiteren Akteuren wie etwa der Bürgerstiftung will Grundwerte verteidigen und gleichzeitig für eine stärkere politische Beteiligung jedes Einzeln werben.

Die Jugend in Bremen scheint zumindest wieder politisierter zu sein als noch vor ein paar Jahren, das sagt jedenfalls Heike Blanck, die in der Jugendbeteiligung für die Stadt arbeitet. „Die Sprachlosigkeit über gestiegene rechte Tendenzen unter vielen Jugendlichen ist groß, aber die meisten wollen jetzt klare Positionen gegen Fremdenhass und Rechtspopulismus beziehen.“ Insbesondere in den ärmeren Stadtteilen wie Huchting, Tenever oder Gröpelingen sei der Antrieb unter jungen Leuten besonders hoch, sich politisch einzubringen.

Um direkt an Bremer Schulen präsent zu sein, fehlt es derzeit noch an ausreichend Personal. Trotzdem wollen sich alle beteiligten Organisationen darum bemühen, möglichst breite Alters- und Gesellschaftsschichten zu erreichen. Libuse Cerna vom Bremer Rat für Integration kämpft schon seit Jahren dafür, dass auch Migranten das Wahlrecht bekommen. Alle bisherigen Versuche dafür sind gerichtlich gescheitert. Für sie ist Demokratie jedoch weitaus mehr als der Gang zur Urne. Sie möchte sich dafür einsetzen, dass sich mehr Menschen mit Migrationshintergrund politisch einbringen und sich mit dem politischen System identifizieren können.

Auch mit der AfD will sich die Initiative intensiv auseinandersetzen, dabei aber nicht gegen die AfD kämpfen, sondern gegen das Defizit, das zu dem Zulauf für die Partei geführt hat. Die Selbstverständlichkeit der Demokratie ist in den Augen der Initiatoren verloren gegangen. „Die Basis unserer Werte ist in jedem Fall stark gefährdet“, sagt Thomas Köcher, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Bremen.

In Zukunft sollen auch Sportvereine und verschiedene Jugendorganisationen einbezogen werden. Heute ab 14 Uhr treffen sich Bremer Schüler im Landesinstitut für Schule und diskutieren in verschiedenen Workshops zum Thema Demokratie. Eine Reihe weitere Veranstaltungen ist in den kommenden Wochen geplant.

Philipp Nicolay

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