piwik no script img

MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Freitag geht es in die Kirche. In die Sophienkirche, um genau zu sein. Denn der für seinen freizügigen Umgang mit Klängen und Geräuschen weithin geschätzte Brite Steven Stapleton kommt mit seinem Projekt Nurse With Wound zu Besuch, um den neuesten Stand seiner tönenden Alchemie zu präsentieren. Seit fast 40 Jahren macht sich Stapleton mit wechselnden Partnern seinen eigenen Raum auf Noise, Drone, Musique concrète oder einfach elektronische Musik. Dabei geht es in der Regel laut zu. Für diesen Auftritt hat Stapleton seine Mitstreiter Colin Potter und Andrew Liles dabei, als Gast unterstützt sie der musikalisch selten in Erscheinung tretende Kollege James Hill. Zehn Jahre ist es her, dass Nurse With Wound in Berlin auftraten, damals mit einem Überraschungsrap von Stapletons langjährigem Freund und Wegbegleiter David Tibet. Man darf gespannt sein, welche Überraschungen diesmal auf dem Programm stehen (Große Hamburger Str. 29, 20 Uhr, 22/17,60 €).

Später könnte man noch das Konzerthaus aufsuchen, um den französischen Pianisten Pierre-Laurent Aimard mit zwei Klassikern des 20. Jahrhunderts zu erleben: die ungarischen Komponisten György Ligeti und György Kurtág in Aimards Interpretation zu hören, lohnt den Weg an den Gendadarmenmarkt allemal. Ihm zur Seite steht der Kollege Alfred Brendel, der sich inzwischen aus dem Konzertbetrieb verabschiedet hat und lediglich einige Gedichte vortragen wird (Gendarmenmarkt, 22.30 Uhr, 20 €).

Samstag lädt das Ausland zu seiner Reihe Biegungen, diesmal mit Elektronik, die nicht nur handgemacht ist, sondern sogar mit dem Mund erzeugt wird. Native Instrument nennt sich das Projekt der Sängerin Stine Janvin Motland und der Klangkünstlerin Felicity Mangan, in dem Letztere ihre Field Recordings mit den mimetischen Strategien ihrer künstlerischen Partnerin kombiniert – man weiß tatsächlich nie genau, ob gerade ein elektronischer Klang, ein aufgezeichneter Tier- oder Insektenlaut oder einfach nur die Stimme Motlands, die etwas davon imitiert, zu hören ist. Die Schlagzeugerin Katharina Ernst wird ihrerseits unter dem Titel „monochrom“ chaotische Strukturen in komplexe Polyrhythmen umgestalten (Lychener Str. 60, 21 Uhr).

Am Mittwoch dann steht der Abend im Zeichen der Metallurgie, mit „Musik für Elektronische Klänge, Klavier und Schlagzeug“. Und was bietet sich da besser an als Karlheinz Stockhausens elektroakustischer Klassiker „Kontakte“ von 1958 für genau diese Besetzung? Die Pianistin Petra Ronner, der Schlagzeuger Martin Lorenz und Luc Döbereiner an der Elektronik werden dieses Werk und neuere Beiträge in der Villa Elisabeth darbieten (Invalidenstr. 3, 20 Uhr, 10/8 €).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen