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Musiziern beim Schädelsammler

Foto: Staatliche Museen zu Berlin/Susanna Schulz

Stockend tastet sich Bachs Menuett aus dem Fenster in Bad Doberans Frühlingshimmel: Bis 1945 residierte Adolf Friedrich zu Mecklenburg in der Villa Feodora, seit 1994 sitzt hier die Kreismusikschule, kurioser Zufall: Der letzte Gouverneur von Togo, Menschenschinder, Abenteurer und Rassist, lebte ab 1945 ja auf Schloss Eutin, wo Musik heute auch wichtig ist. Andererseits hat der Herzog, Berlins Museumssammlungen um etliche Instrumente bereichert, von der Nanbongo-Trompete bis zur Masesse-Rassel, genauso, wie um 1.017 menschliche Schädel. Die stammen auch von seinen Ostafrika-Expeditionen. Ab den 1920er- Jahren, unter den Nazis und auch in der BRD war der Menschenschinder dann hoch geehrt als Chef des Nationalen und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees.

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