Ein wunderbarer Schwarzer

BÄRIG Für CSU-Chef Seehofer ist Joachim Herrmann ein Spitzenkandidat

Herrmann sei einer, den er auch zu Kanzlerin Angela Merkel mitnehmen könne

MÜNCHEN taz | Als Seehofer am Montag zur Presse spricht, steht neben ihm ein Mann, der ein Dauerlächeln in die Kameras schickt. Über eine halbe Stunde scheinen sich die Mundwinkel kein einziges Mal zu entspannen. Es ist Joachim Herrmann, den der CSU-Vorstand eben als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl vorgeschlagen hat.

Balu, den Bären, nennen sie den Mann, bei dem jetzt die Leidenschaft brennt, er soll nun Seehofers starker Mann in Berlin werden. Ziel ist es, nach einer gewonnenen Wahl das Innenministerium in Berlin zu übernehmen. Auch wenn er das so natürlich nicht sagen darf, denn Posten, so warnt Seehofer, dürften erst nach der Wahl verteilt werden.

Herrmann gilt als loyaler Parteisoldat, als Landesinnenminister steht er genau für die Themen, die die CSU ins Zentrum des Wahlkampfes stellen will: Sicherheit, Flüchtlinge. Seehofer versteht sich gut mit seinem Minister und nutzt in letzter Zeit jede Gelegenheit, ihn in den höchsten Tönen zu loben. Die größte Auszeichnung: Herrmann sei einer, den er auch zu Kanzlerin Angela Merkel mitnehmen könne. Das gelte nicht für jeden. Dass er auch peinlich kann, hat Herrmann in der Sendung „Hart, aber fair“ bewiesen, da bezeichnete er Schlagersänger Roberto Blanco als „wunderbaren Neger“.

Der 60-jährige Franke ist für seine ruhige, eben bärengleiche Art bekannt, in der Sache ist er jedoch knallhart, ganz in der Law-and-Order-Manier seiner Vorgänger, zu denen auch die späteren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Günther Beckstein zählen. 1990 wollte er Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Erlangen werden, 2008 Ministerpräsident. Ersteres scheiterte am Wähler, Letzteres überlegte er sich zugunsten von Horst Seehofer noch einmal anders. Dominik Baur