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Bloß keine Modernisierung

Alter Die Renten steigen weiter. Doch ihr Verhältnis zum Lohnniveau verschlechtert sich. Höhere Wohnkosten und der Tod des Partners sind Verarmungsrisiken

Nicht jedem Rentner steht das Wasser bis zum Hals Foto: Andreas Arnold/dpa/picture alliance

VON Barbara Dribbusch

BERLIN taz | Die Deutsche Rentenversicherung Bund rechnet bis 2030 im Schnitt mit einem jährlichen Anstieg der Renten um 2 Prozent. Wie die Präsidentin der DRV-Bund, Gundula Roßbach, der Deutschen Presse-Agentur sagte, profitierten die Rentner „von einem derzeit starken Arbeitsmarkt und von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung“. Allerdings wird das Rentenniveau – also das Verhältnis von Renten zu Löhnen – künftig weiter sinken. Ver.di-Chef Frank Bsirske pocht deshalb auf zusätzliche Milliardenausgaben für eine Stabilisierung der gesetzlichen Rente.

Bsirske sagte der Deutschen Presse-Agentur, er erwarte, dass SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz das Thema im Wahlkampf auf die Tagesordnung setzt. „Hätten wir heute schon das Rentenniveau, das von den politischen Mehrheiten bis zum Jahr 2030 billigend in Kauf genommen wird, dann hätte jemand, der in seinem Arbeitsleben 2.500 Euro verdient hat, nach 40 Beitragsjahren einen Rentenanspruch von 809 Euro“, warnte Bsirske. Nötig sei eine Stabilisierung des Rentenniveaus. „Dazu brauchen wir ergänzende Maßnahmen, um die gesetzliche Rente armutsfest zu machen.“

Allerdings lässt sich heute schwer sagen, wie viele Menschen im Alter auf Grundsicherung – also eine Art Hartz IV – angewiesen sein werden. So ist die Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung im Jahre 2016 leicht gesunken, wie das Statistische Bundesamt unlängst mitteilte. Als Ursache nannte die Behörde unter anderem die relativ hohe Rentenerhöhung zum Juli 2016 und die Reform des Wohngeldes. Grundsicherung erhält nur, wer eine Rente unterhalb des Hartz-IV-Niveaus bezieht, kaum Vermögen hat und dessen Partner auch über kein nennenswertes Einkommen oder Vermögen verfügt.

Da die Erhöhung der Renten an die Entwicklung der Löhne gebunden ist und daran, wie sich das Verhältnis von Ruheständlern zu Erwerbstätigen entwickelt, lässt sich heute noch nicht eindeutig errechnen, wie hoch künftig die Renten und damit auch der Anteil der Grundsicherungsempfänger im Alter sein werden. Eine boomende Wirtschaft und viele Doppelverdienerhaushalte beispielsweise steigern die Zahl der Erwerbstätigen – und damit die Renten.

Haushalte mit ­Doppelverdienern heben indirekt das Rentenniveau

Außerdem führen viele Erbschaften zu bescheidenem Vermögen und deren Bezieher fallen nicht mehr in die Grundsicherung. Hochrechnungen der Wirtschaftsinstitute gehen davon aus, dass sich der Anteil der Grundsicherungsempfänger im Rentenalter auf 6 Prozent verdoppeln könnte, Wohlfahrtsverbände rechnen mit 10 Prozent.

Dieser Wert allein sagt aber auch nicht alles aus über Armut im Alter, wie sich aus dem neuen Armuts- und Reichtumsbericht ergibt. Höhere Mieten durch Modernisierung zum Beispiel, ein rasant steigender Wohnkostenanteil, wenn der Partner stirbt und jemand allein in der Wohnung zurückbleibt, Pflegebedarf – all dies kann zu Konsumarmut führen, selbst wenn die Rente knapp über dem Hartz-IV-Niveau liegt.

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