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Großstädte fahren verkehrt

MOBILITÄT Hannover landet beim Greenpeace-Verkehrsranking deutscher Metropolen auf dem vorletzten Platz. Bremen schneidet wegen der vielen Radfahrer deutlich besser ab

von Gernot Knödler

Bremen, Hamburg und Hannover könnten deutlich mehr für einen umweltverträglichen Verkehr tun. Bei einem Vergleich der 14 größten deutschen Städte im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace landen sie auf den Plätzen fünf (Bremen), zehn (Hamburg) und 13 (Hannover). „Das Ergebnis des Rankings ist ernüchternd“, bilanziert Greenpeace. Die Verkehrswende habe zwar begonnen, doch in keiner der untersuchten Städte sei sie auch nur annähernd abgeschlossen. „Noch immer ist das individuell besessene und genutzte Auto das Maß der städtischen Verkehrsplanung“, lautet das Fazit.

Greenpeace erinnert daran, dass die Städte durchaus unter Handlungsdruck stehen. Die EU-Kommission hat Deutschland Mitte Februar in einem „letzten Mahnschreiben“ wegen der „wiederholten Überschreitung von Grenzwerten für die Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid“ zu Gegenmaßnahmen aufgefordert. Dazu kommen die Probleme gesundheitsschädlicher Feinstaub, Lärm und Stau.

Dass Bremen unter den norddeutschen Metropolen am besten abschneidet, liegt am hohen Radverkehrsanteil: 24 Prozent aller Wege legen die BremerInnen mit dem Fahrrad zurück. Immerhin 19 Prozent sind es in Hannover, aber nur zwölf Prozent in Hamburg. Dabei sind die Zahlen aber unterschiedlich aktuell. Die Hamburger Zahl ist die älteste und stammt aus dem Jahr 2008.

Ebenfalls spitze ist Bremen in puncto Luftqualität. In keiner anderen der 14 Städte ist die Belastung mit Stickstoffdioxid und Feinstaub so gering wie dort. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist nur in Berlin geringer. Am schlechtesten steht in allen drei Punkten Hannover da. Dafür hat Hamburg aber ein akutes Problem: Der Bund für Umwelt und Naturschutz hat wegen der Stickstoffdioxid-Belastung geklagt und Recht bekommen. Jetzt muss der rot-grüne Senat bis Ende Juni darlegen, wie er den Stickstoffdioxid-Ausstoß unter das erlaubte Maß drücken will. Sonst setzt es ein Zwangsgeld.

Eher schlecht ist der Zugang der BremerInnen zu den Straßenbahnen. Nur 56 Prozent von ihnen wohnen weniger als 600 Meter von der nächsten Bahnstation entfernt. In Hamburg sind es mit 38 Prozent noch weniger.

Hier kann einmal Hannover glänzen. Dort haben 73 Prozent kurze Wege zu den Bahnen. Trotzdem ist der Anteil der Fahrten, die mit Bussen und Bahnen zurückgelegt werden, mit 19 Prozent nur unwesentlich höher als in Hamburg mit 18 Prozent. Und in Hannover hat praktisch jeder Zweite ein Auto: 493 von 1.000 Einwohnern. In Hamburg kommen nur 432 Autos auf 1.000 Einwohner.

Städtevergleich

Einwohner: Hamburg 1,76 Millionen, Bremen 550.000, Hannover 520.000.

Bevölkerungsdichte: Hannover hat 2.565 Einwohner pro Quadratkilometer, Hamburg 2.334, Bremen 1.965.

PKW-Dichte: In Hannover gibt es 493 Personenwagen pro 1.000 Einwohner, in Hamburg 432, in Bremen 425.

Die Studie von Greenpeace: Die Städte werden anhand eines Punktesystems bewertet. Insgesamt 15 Punkte gibt es für den Bereich neue Mobilität, zehn Punkte für Umwelt und Gesundheit, fünf für Erreichbarkeit des Schienennahverkehrs.

Neue Mobilität: Darunter fallen Indikatoren wie die Zahl der Bike-Sharing-Räder pro Einwohner, die Zahl der barrierefreien Haltestellen, die Existenz eines Echtzeit-Fahrplans oder auch ein mehr oder weniger gutes Verhältnis zwischen nachhaltigen und weniger nachhaltigen Verkehrsmitteln.

Umwelt und Gesundheit: Hierunter fallen die Schadstoffwerte und Reduktionsziele, aber auch die Existenz eines Konzepts zur CO2-freien Mobilität.

Hannover wird von den AutorInnen der Studie als „Paradies für Liebhaber und Liebhaberinnen von Car-Sharing-Angeboten“ bezeichnet. Fünf Anbieter mit festen Stationen gibt es in der Stadt. Dafür gibt es wie in Bremen kein nennenswertes Bike-Sharing-Angebot – ein Feld auf dem Hamburg sich hervortut. Das Hamburger Verleihsystem gelte laut der Studie als das erfolgreichste in Deutschland.

Der Bremer Politik empfiehlt die Studie, weitere Stadtteile an das Straßenbahnnetz anzubinden. Zudem müsse das Radwegenetz modernisiert werden. Hamburg wird empfohlen, die Straßenbahn wieder einzuführen – eine alte Forderung der Grünen. Der Ausbau des U-Bahn-Netzes, wie vom Senat geplant, sei zu teuer und dauere zu lange. Die von der SPD als Straßenbahnersatz betriebene Busbeschleunigung reiche nicht.

In Hannover loben die AutorInnen den „Verkehrsentwicklungsplan pro Klima“ als gute Initiative zur Luftreinhaltung. Sie empfehlen der Stadt, sich mit Elektromobilität zu profilieren.

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