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Eine unehrliche Debatte

Kommentar

von Stefan Alberti

Bildungsvorsprung lässt sich nicht wegreden

Da ist er wieder, auch an diesem Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Dieser Satz, der so verlogen wie realitätsfremd ist. Dass nämlich der Schulerfolg von der sozialen Herkunft abzukoppeln sei. Wie üblich ist auch wieder vom Portemonnaie die Rede, dessen Inhalt nicht über Bildung entscheiden dürfe.

Wie soll das denn gehen, dieses „Abkoppeln“? Denn das geht ja weit über jenen freien Zugang zu Bildung hinaus, für den in Deutschland lange vor allem die SPD stand: keine Schulgebühren mehr, dafür Lernmittelhilfen, Bafög, Stipendien. Keiner sollte nicht zur Schule oder zur Uni gehen dürfen, nur weil die Eltern weniger Geld haben oder nur einen Hauptschulabschluss.

Aber natürlich verhindert das nicht, dass weiter das Elternhaus den Schulerfolg beeinflusst. Ein Kind, das in einem Haushalt voller Bücher aufwächst, greift tendenziell eher mal ins Regal. Wo beim Frühstück die Zeitungsseiten um den Tisch wandern und die Weltlage analysiert wird, da bleibt automatisch etwas hängen. Wer gleich zu Hause die neuen Vokabeln in diversen Fremdsprachen ausprobieren und wem die Mutter locker den Satz des Pythagoras erklären kann, der ist einfach im Vorteil gegenüber Klassenkollegen, bei denen das nicht der Fall ist.

Und das hat alles noch gar nichts mit dem Portemonnaie, sondern nur mit Interesse zu tun, weil sich die ganze Lektüre auch aus der öffentlichen Leihbücherei beschaffen lässt.

Ja, es ist richtig und alternativlos, dass Schulen so viele Angebote wie möglich machen und jene Kinder besonders fördern, bei denen es zu Hause nicht nur keine Bildung, sondern auch kein Interesse daran gibt. Aber das wird von Ausnahmen abgesehen nie das ersetzen können, was andere alltäglich über ihre Eltern mitbekommen.

Genau das aber suggeriert „Abkoppeln“. Es verspricht die komplette Chancengleichheit vom Start weg. Die aber gäbe es nur, wenn man es Eltern verböte, sich um ihre Kindern zu kümmern. Wenn man die Kinder so lange in der Schule hielte, dass kein Platz mehr für die Familie bliebe. Und das will doch keiner – hoffentlich jedenfalls.

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