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Plötzlich Klinikchefin

Psychiatrie Während am Strategiepapier für die Psychiatriereform auf senatorischen Druck noch nachgebessert wird, tauscht die Geno schon mal schnell ihre Klinikleitung aus

Das Klinikum Bremen-Ost hat eine neue Chefin. Mit sofortiger Wirkung hat die Klinikholding Gesundheit Nord (Geno) am Montagabend die Betriebswirtin Judith Borsch anstelle der bisherigen Doppelspitze aus Sabine Weinhold-Witt und Christoph Gries eingesetzt.

Das Krankenhaus war in den vergangenen Wochen wegen schwerer Missstände in der Psychiatrie in die Kritik geraten (taz berichtete): PatientInnen wurden tagelang und ohne ausreichende Nachbesprechung fixiert. Grundsätzlich sei die Betreuung unzureichend gewesen, bemängelten PatientInnen und ihre Fürsprecher.

Laut Geno-Sprecherin Karen Matiszick soll das aber nicht die unmittelbare Ursache für den Personalwechsel gewesen sein. Sie spricht stattdessen von einer „längerfristigen Entwicklung“ und beim Versuch, die kritische Entwicklung des Hauses in eine positive Richtung zu lenken, „täte ein Leitungswechsel gut“, so Matiszick. Diese Einsicht wurde Montagabend um 18.29 Uhr wirksam.

Borsch arbeitet bereits seit 2012 für die Geno, wo sie bisher für die Bereiche Medizincontrolling und Patientenmanagement zuständig gewesen ist. Als geschäftsführende Direktorin solle sie nun die Modernisierung des Hauses vorantreiben und dabei insbesondere auch die Psychiatriereform intensiv unterstützen. „Ich freue mich auf diese Herausforderung“, sagte Borsch.

Und eine Herausforderung dürfte das werden: Bereits ommende Woche, am 30. März, soll der Geno-Aufsichtsrat unter Leitung von Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) über das seit Monaten erwartete Strategiepapier zum weiteren Verlauf der Reform entscheiden.

Auf der Sitzung der Gesundheitsdeputation in der vergangenen Woche wurde da allerdings noch erheblicher Klärungsbedarf deutlich: Deputierte und Gesundheitssenatorin störten sich an der von Psychiatriechef Jens Reimer vorgeschlagenen chefärztlichen Trennung des stationären vom ambulantem Bereich.

Das würde der ursprünglichen Idee engerer Verzahnung beider Bereiche ausdrücklich widersprechen. Außerdem wurde bemängelt, dass Reimer und die Geno bislang noch keinen konkreten Zeitplan zur Umsetzung der Maßnahmen vorlegen konnten.Jan-Paul Koopmann

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