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Keimzelle der Snackerei

Kultur Das Institut für Niederdeutsche Sprache erhält den Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis. Die Jury versteht das auch als politisches Signal

Das Institut für niederdeutsche Sprache in Bremen ist mit dem Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis 2017 für seine Bemühungen um den Erhalt der niederdeutschen Sprache ausgezeichnet worden. Die Einrichtung habe sich mit ihrer vielfältigen Arbeit beständig für die Förderung und Präsenz der Sprache im norddeutschen Raum eingesetzt, begründete die Jury ihre Entscheidung. Die undotierte Auszeichnung wurde am Sonnabend übergeben.

Es sei „mehr als geboten“, dem staatlich geförderten Institut den Preis zuzusprechen, weil sein Fortbestehen politisch infrage gestellt worden sei, sagte Jurymitglied Walter Henschen. Die Geberländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen haben ihre Förderung in Höhe von jährlich 272.000 Euro zum Ende des laufenden Jahres gekündigt. Allerdings zeichnet sich ab, dass das Institut danach Keimzelle für eine „Koordinierungsstelle für die Pflege der niederdeutschen Sprache“ sein könnte.

Aufgrund der bedrohlichen Situation für das Institut verbindet die Jury mit dem Preis einen Appell an die Geberländer. Die Einrichtung erfülle wichtige Aufgaben für den Erhalt der niederdeutschen Sprache, heißt es. „Aufgaben, die zu fördern sich die vier Länder mit der Zeichnung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen seit 1999 verpflichtet haben.“ Die Plattdeutschen stünden bereit, an tragfähigen Perspektiven für Erhalt und Entwicklung des Instituts gemeinsam mit Politik und Verwaltung zu arbeiten.

Die jährlich verliehene Auszeichnung erinnert an den Dramatiker und Historiker Heinrich Schmidt-Barrien (1902-1996), der das Institut mitbegründet hat. Stifter ist der Freundeskreis „Dat Huus op’n Bulten“. Der jeweilige Gewinner bekommt eine Büste des namensgebenden Schriftstellers überreicht. Im vergangenen Jahr wurde der Hörspieldramaturg und -regisseur Hans Helge Ott mit dem Preis ausgezeichnet. (epd)

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