: Wenn keiner mehr durchblickt
Malerei Vom Harten und vom Zarten, vom Sperrigen und vom Offenen: alles drin in Filip Zorzors Bildern in der Guardini-Galerie
Vergittern, vergattern, verstellen, verschließen. Aufbrechen, umbrechen. Wegschieben, wegreißen, wegwischen. Überlagern und überformen.
Ungegenständlich und abstrakt ist die Malerei von Filip Zorzor. Das stimmt zwar. Doch steckt sie voll von Bewegungen, Erfahrungen, Zuständen und Verläufen. Man sieht das Treibende und das Gebundene, das sich Auflösende und das Gehaltene. Viel lässt sich damit verbinden: Emotionen, Situationen, Verhaltensweisen im Raum, territoriale Ansprüche gar.
Die Überwindung von Widerständen, das gehört sicher dazu, aber auch ein Malen, das nicht nur vorwärtsdrängt und Farben und Formen anhäuft, sondern sich auch wieder zurückzieht, wegnimmt, freilegt. Sieht man noch, was zuerst war und was dann kam, was zuunterst liegt und was darüber? Man meint es erst, aber bei längerer Betrachtung gerät auch dieses Vorher/Nachher in Unordnung, verliert das Eindeutige. Leerstellen, negative Formen fressen sich in die Gebilde.
Filip Zorzor wurde in Bukarest 1974 geboren, zehn Jahre später flohen seine Eltern mit ihm aus Rumänien. In Berlin hat er Kunst studiert und später auch fünf Jahre lang Malerei gelehrt. Kraft steckt in den lebensgroßen Formaten, auch körperlich, wo die Farbe mit breiten Rakeln gezogen und geschoben ist. Die Oberflächen wirken ungewöhnlich glatt, manchmal ist die Farbe angeschliffen.
Die Ausstellung in der Guardini-Stiftung gibt den Bildern Raum. Man geht und schaut. Versucht sich zu merken, was man schon gesehen hat, kehrt zurück, vergleicht. Sucht und findet wiederkehrende Motive, wie die vielen Raster und Gitter in perspektivisch überraschenden Stellungen. Seufzt ein wenig die zarten, zerfließenden Farben – ja, auch das gibt es – in feinen, kleinteiligen Strukturen an, die jetzt einfach bloß an Frühling denken lassen.
Zu der Ausstellung in der Guardini-Galerie ist ein Buch erschienen, „Filip Zorzor. Abend ohne Land“ mit Beiträgen der Kuratorin Frizzi Krella und von Florian Illies, Schriftsteller und Kunsthistoriker. „Wenn keiner mehr durchblickt, dann brauchen wir eben endlich auch eine Malerei, die genau davon erzählt“, schreibt Illies über Zorzors Bilder. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.Katrin Bettina Müller
Filip Zorzor, Guardini Galerie, Di.– Fr. 12–18 Uhr, Sa. 14–18 Uhr, bis 15. April.
17. März, 19 Uhr, Gespräch mit dem Künstler
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