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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Für seinen ersten langen Spielfilm „The Three Ages“ (1923) griff Buster Keaton noch einmal auf Dramaturgie des Kurzfilms zurück. In drei Episoden variiert er die Geschichte eines jungen Mannes, der in der Steinzeit, im antiken Rom und in der Gegenwart den Vater der von ihm verehrten Dame davon überzeugen muss, der Richtige für sie zu sein. Doch leider gibt es jeweils einen fiesen Rivalen, der scheinbar alle Vorteile auf seiner Seite hat. Busters vermeintliche Unterlegenheit ist ständiger Quell des Vergnügens: Wenn der Nebenbuhler etwa das prall gefüllte Bankkonto bei der „First National Bank“ präsentiert, hat Buster allenfalls ein leer geräumtes Sparbuch der „Last National Bank“ vorzuweisen. Die Modernität Keatons liegt allerdings vor allem in der Verzahnung von Handlung und Gags, die sich gegenseitig antreiben, und in dem Vermögen, einen Nachteil stets in einen Vorteil umzumünzen. Zu sehen ist der Stummfilm um Mitternacht mit Anna Vavilkina an der Kinoorgel des Babylon Mitte (11. 3., 24 Uhr).

Ein ähnlicher Stummfilmhumor findet sich in den vom britischen Animationsstudio Aardman ersonnenen dialogfreien Geschichten um „Shaun das Schaf“: In Windeseile werden die Figuren von einem selbst verschuldeten Schlamassel ins nächste geschickt, vermögen aber stets zu triumphieren. Im „Shaun“-Spielfilm bewegen sich die Knetfiguren erstmals abseits des vertrauten Farmterrains der Kurzfilme: Ein alter Campingtrailer begibt sich mitsamt schlafendem Bauern auf abschüssiger Straße auf eine Nonstop-Fahrt in die große Stadt, und Shaun, Hütehund Bitzer sowie der Rest der Schafe müssen hinterher, um ihren Farmer zurückzubekommen. Die als Menschen verkleideten Schafe im Nobelrestaurant, Shaun und Bitzers Erlebnisse in einem Tierknast sowie eine unverhoffte Karriere des Bauern (und Schafscherers) als Starfriseur Mr. X gehören zu den amüsanten Höhepunkten (11. 3., 14. 30 Uhr, 12. 3., 15.15 Uhr, Sputnik am Südstern).

Klassenkampf in Wyoming herrscht in „Heaven’s Gate“ (1980), einem von naturalistischem Detailreichtum geprägten Spätwestern des im vergangenen Jahr verstorbenen Regisseurs Michael Cimino über eine Auseinandersetzung zwischen angelsächsischen Großgrundbesitzern und vornehmlich aus Osteuropa stammenden Immigranten. Die Geschichte folgt ihren Figuren allerdings auf großen Umwegen: Immer wieder inszeniert Cimino Kreisbewegungen, Tänze zumeist, die anfangs von Lebensfreude und Hoffnung künden – und am Ende in einen Totentanz münden (OF, 9. 3., 19 Uhr, Arsenal 2).

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