: Werben um Opel
Übernahme Der Chef des französischen Konzerns PSA, Mutter von Peugeot und Citroën, sieht den Autobauer als Sanierungsfall – macht ihm aber Aussicht auf neue Märkte
Aus Paris Rudolf Balmer
Charmant ist das ja nicht: Der Chef des PSA-Konzerns sieht sein Übernahmeziel Opel als Sanierungsfall. Komme eine Übernahme der General-Motors-Tochter zustande, müsse sie einen Sanierungsplan entwerfen: „Es ist an ihnen, ihren Plan aufzustellen“, sagte Carlos Tavares am Donnerstag in Paris. Opel sei in einer vergleichbaren Lage wie PSA vor vier Jahren. Damals hatte das Traditionsunternehmen hohe Verluste gemacht, erfuhr tiefgreifende Reformen und Staatshilfen.
Opel solle auch nach einer Übernahme als deutsches Unternehmen erhalten bleiben, so Travares. Es gebe Kunden, die französische Marken mieden, deshalb sei es für PSA mit den Marken Peugeot und Citroën wichtig, eine deutsche Marke zu haben. „Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries und ihr französischer Amtskollege Michel Sapin sehen in der geplanten Übernahme Chancen für beide Unternehmen. „Die Allianz von PSA und Opel kann die internationale Wettbewerbsfähigkeit und die Chancen auf den internationalen Märkten steigern“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung nach einem Treffen am Donnerstag. „So könnte ein weiterer europäischer Global Player entstehen.“
Eigentlich wollte das französische Unternehmen PSA, in dem die Gründerfamilie Peugeot immer noch an der Seite des mit 14 Prozent Kapitalanteils beteiligten französischen Staates und dem chinesischen Konzern Dongfeng Motor Corporation (ebenfalls 14 Prozent) eine entscheidende Rolle spielt, offiziell nie am von VW, Toyota, GM und Renault-Nissan-Mitsubishi eingeleiteten Wettlauf um Spitzenpositionen und Größe mitmachen.
Heute kommt auch PSA nicht darum herum, dass die Kooperation ein Faktor bei der Rentabilität darstellt. Finanziell steht die Gruppe PSA drei Jahre nach der Sanierung gut da: Der Gewinn konnte 2016 auf 2,15 Mrd. Euro verdoppelt werden, erstmals seit 2011 werden Dividenden ausgeschüttet. Das Unternehmen hat 6 Milliarden für Investitionen zur Verfügung.
Carlos Tavares, Chef von PSA
Die Methoden, mit denen PSA seit 2012 die Kosten gesenkt hat, sollen nun auch den neuen Partnern „zugutekommen“, verspricht Tavares, der sich dabei wohl eher an die Aktionäre als an die Arbeiter an der Montage richtet. Die Pariser Börse applaudiert: Plus 4,32 für PSA am Dienstag.
„Der Deal ist nicht abgeschlossen“, sagte Tavares. Er bekräftigte, dass alle bestehenden Abmachungen mit den Opel-Beschäftigten eingehalten werden sollten. Er schloss nicht aus, dass in Zukunft Opel-Autos auch außerhalb Westeuropas verkauft werden könnten. „Das ist eine Möglichkeit.“ Das klingt ja dann doch wieder charmant.
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