Die Werbepause: Ostalgie im Osten out
Wie viel real existierenden Sozialismus das Radio verträgt, darüber sind sich die linke Tageszeitung Junge Welt (JW) und der MDR uneins. Dieser will eine Reihe von Werbespots der Zeitung nicht spielen, weil darin eine „weltanschauliche Aussage getroffen“ werde.
In den Spots erklingen unter anderen die DDR-Nationalhymne und das Kinderlied „Kleine weiße Friedenstaube“, jeweils unterbrochen von dem Slogan „Was, die gibt’s noch?“. Die MDR-Werbung GmbH wertet das als ideologisch und verweist auf Paragraf 7 des Rundfunkstaatsvertrags, nach dem „Werbung politischer, weltanschaulicher oder religiöser Art“ verboten ist. Bei der JW, die einst die Wochenzeitung der DDR-Jugendorganisation FDJ war, zeigt man sich verwundert über die „politische Begründung“. Der MDR habe die Spots auch unbegründet ablehnen können, findet der JW-Sprecher.
Der Fall ist eine Grauzone. Darf Werbung für eine politische Zeitung politische Untertöne haben? Bewirbt das das Produkt – oder die Ideologie? Tatsächlich werden die Spots etwa bei Radio Eins vom RBB gespielt. Dort heißt es, obwohl „die grundsätzlichen Regelungen ähnlich wie beim MDR“ seien, habe das RBB-Justiziariat die Spots „in erster Line als Werbung für das Produkt Zeitung bewertet“.
Den Rechtsstreit werde man wohl nicht suchen, heißt es bei der JW. Die Titelseite der gestrigen Ausgabe zeigt jedoch eine Friedenstaube im Fadenkreuz. Sinn für Dramatik gibt es in jedem Fall auf beiden Seiten. pwe
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