PRESS-SCHLAG Deutsche Klubs versagen regelmäßig in der Youth League. Warum eigentlich?
: Das Kreuz mit der Jugend

Dortmund ist raus. In der Champions League haben sie im Achtelfinale verloren. Gegen den FC Barcelona. 1:4. Das ist typisch. Deutsche Teams reißen einfach nichts in der Eliteliga der Junioren, die sich Youth League nennt und die es seit 2013 gibt. In der Vorsaison stand keine einzige deutsche Mannschaft im Achtelfinale, davor hatte es nur der FC Schalke 04 geschafft. Die meisten deutschen Nachwuchs­teams scheitern bereits in der Gruppenphase, wie heuer der FC Bayern München, Gladbach oder Leverkusen. Die Schwäche ist notorisch. Und verwunderlich, denn es tut sich ja seit etwa 15 Jahren eine Menge in Sachen Nachwuchsförderung.

Um die Jahrtausendwende gab Borussia Dortmund nur knapp 2 Millionen Mark für den Nachwuchs aus; der Verein leistete sich damals ein Jugendhaus mit gerade einmal zehn Plätzen. Seitdem boomt die Talentformung. Während die 36 deutschen Profiklubs 2003 knapp 48 Millionen Euro in Leistungszentren investierten, waren es 2014 über 120 Mil­lio­nen. Das hört sich nach verdammt viel Geld an, ist aber im internationalen Vergleich nicht wirklich üppig. Manchester City leistet sich ein hypermodernes Jugendleistungszentrum, das eine Viertelmilliarde Euro gekostet hat. Aber auch dieses Mega-Investment garantiert keine Erfolge. Die Citizens sind in der Youth League früh gescheitert (gegen die Burschen von RB Salzburg). Der englische Klub ist ein Beispiel dafür, dass die „Investition in Beine“, wie es im Managerjargon heißt, eine hochkomplexe Sache ist. Klar, man braucht gute Plätze und Trainer, aber auch ein tradi­tio­nell gewachsenes Selbstverständnis als Ausbildungsverein oder die Einsicht, dass Eigentalente billiger zu haben sind als auswärtige Stars.

Manchester City ist ein Kaufverein. Das Transferdefizit in den vergangenen drei Spielzeiten beläuft sich auf krasse 380 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der klassische Ausbildungsverein Benfica Lissabon hat im gleichen Zeitraum ein Plus von 223,6 Millionen Euro erzielt, Dortmund ein Minus von 47 Millionen.

ManCity ist auch bei der Integration von Jungspielern kein Vorbild, denn das Team von Trainer Guardiola verringert lieber die Größe seines Kaders, als dass es die von der englischen Liga vorgeschriebenen acht Home-grown Players in den 25er-Kader des Profiteams aufnimmt. Das Zeichen ist klar: Wir setzen lieber auf Stars, als auf die eigenen Jungs. Es ist nicht besonders motivierend, wenn der Aufstieg von der U19 zu den Profis von einer dicken gläsernen Decke erschwert wird.

Manchester City leistet sich ein Jugendzentrum, das eine Viertelmilliarde gekostet hat

Deswegen gibt es auch in Deutschland eine Quote, mit der man das Glas zerdeppern kann. Jeder Bundesligaverein muss mindestens acht bei einem deutschen Klub ausgebildete Spieler, sogenannte Local Players, beschäftigen. Von diesen Locals müssen mindestens zwei Kicker vom eigenen Klub ausgebildet worden sein. Das ist keine schlechte Regelung, aber entscheidend ist und bleibt der Wille des Vereins, konsequent auf die Jugend zu setzen und ihr auch im Oberhaus zu vertrauen. Das ist in Vereinen wie Benfica, dem FC Porto, Ajax Amsterdam oder RB Salzburg der Fall. Das ausbildungsaffine Quartett steht im Viertelfinale der Youth League – neben Dickschiffen wie Real Madrid oder dem FC Barcelona. Und die Deutschen? Haben Nachholbedarf. Markus Völker