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Jürgen Vogt über den Korruptionsskandal in LateinamerikaDie Schweigemauer bricht ein

Nun trifft es also auch Peru: Die Offenbarungen im Schmiergeldskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht haben ein Beben ausgelöst, dessen seismische Wellen seit Wochen Lateinamerika erschüttern – und dessen Auswirkungen noch lange nicht absehbar sind. Von 2001 bis 2015 soll Odebrecht rund 790 Millionen Dollar Schmiergeld an Politiker und deren Strohmänner in mindestens zehn lateinamerikanischen Ländern verteilt haben. Jüngstes Opfer der Erschütterungen ist Perus Expräsident Alejandro Toledo, für dessen Ergreifung Perus Regierung 30.000 Dollar Belohnung ausgesetzt hat. Über einen Strohmann soll Toledo 20 Millionen US-Dollar kassiert haben.

Dass in Peru Politik und Justiz jetzt mit der Korruption aufräumen werden, ist aber nicht zu erwarten: Perus aktueller Präsident Pedro Pablo Kuczynski war unter Alejandro Toledo sowohl Finanzminister als auch Ministerpräsident. Der korrupte Teil der politischen Elite des Landes, egal ob links oder rechts, hat es bisher noch immer geschafft, zusammen mit dem korrupten Teil der Justiz eine Strafverfolgung zu verhindern. Dass Toledos Vorgänger Alberto Fujimori im Gefängnis sitzt, ist nur die Ausnahme von der Regel. Der Fall Toledo hingegen ist ein Musterbeispiel: Seit Jahren liegen der peruanischen Justiz Korruptionsanzeigen gegen den Expräsidenten vor. Passiert ist bisher nichts. Jetzt geht es um Schadensbegrenzung, nicht nur in Peru.

Mit den Kronzeugenaussagen von 77 Odebrecht-Managern ist die Schweigemauer der Schmiergeldzahler eingebrochen. Zudem ermitteln mit der brasilianischen und der US-Justiz ausländische Staatsanwälte und Richter, die nicht so einfach zu beeinflussen oder auszutauschen sind wie die heimischen Juristen. Dass Firmeninhaber Marcelo Odebrecht von der brasilianischen Justiz zu 19 Jahren Haft verurteilt wurde und tatsächlich hinter Gittern sitzt, lässt die Geschmierten nichts Gutes ahnen.

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