: Pädophilie oder Präferenz
Sachkunde Warum Jugendliche noch nicht pädophil sein können
SexualtherapeutInnen vermeiden diese Begriffe und verwenden dafür eher die Formulierung sexuelle Präferenz: wenn sich die Libido auf Kinder richtet.
Bei Jugendlichen wird die Diagnose „Pädophilie“ ohnehin nicht gestellt, sagt Tobias Hellenschmidt, Kinder- und Jugendpsychiater am Vivantes-Klinikum Berlin-Friedrichshain. Dafür sei zu unklar, wie sich die Sexualität des jungen Menschen im Laufe dessen Lebens entwickle. Hellenschmidt therapiert Jugendliche, die sich sexuell von Jüngeren und von Kindern angezogen fühlen, so dass sie dieses Empfinden nicht ausleben.
Nun sind Begehren und das Umsetzen von Lust in die Realität zunächst zwei verschiedene Dinge. „Das eine muss mit dem anderen nicht in direkter Verbindung stehen“, sagt Tobias Hellenschmidt.
Auf der einen Seite steht die Fantasie, in der ein Jugendlicher oder ein Mann sich Kinder als Sexobjekte vorstellt. Auf der anderen Seite gibt es das reale sexuelle Verhalten, wie ein Mensch im Laufe seines Lebens Sexualität lebt. Dort hinein spielen soziale, intellektuelle und familiäre Aspekte, die Betroffenen im besten Falle suggerieren: Das, was du ersehnst, darfst du nicht. „Es gibt also Menschen mit eindeutig auf Kinder gerichteten Fantasien, die sie aber niemals ausleben.“
Wie bringt man Jugendliche und Männer dazu, sich zu beherrschen und sexuell nicht übergriffig zu werden? Einerseits mit Medikamenten, die die „sexuelle Impulsivität“ dämpfen, erklärt Hellenschmidt. Andererseits mit Verhaltenstherapien, um die „kognitive Dissonanz“ zwischen sexueller Erregung und dem Wissen, diese nicht ausleben zu dürfen, zu handhaben.
Simone Schmollack
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen