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Damit es glänzt, sprüheich mir Läusekot ins Haar

Vegan Kosmetika und Lebensmittelbeinhalten oftmals Insektenstoffe, sagt Peta

Sie geht hoffentlich vegan: Närrin in Köln Foto: reuters

BERLIN taz | Die Tierrechtsorganisation Peta warnt vor Insekten in Kosmetika und Essen. „Kaum ein Verbraucher weiß, dass er im Alltag Insekten und ihre Ausscheidungen konsumiert und verwendet“, heißt es in einer Pressemitteilung der Tierrechtsorganisation. Das sei „eklig“ und könne möglicherweise Tierleid verursachen.

In Lippenstiften ist demnach häufig der rote Farbstoff Echtes Karmin enthalten. Er werde durch das Zerquetschen und Bearbeiten getrockneter, weiblicher Cochenille-Schildläuse gewonnen. Karmin kann auch in Lebensmitteln enthalten sein, zum Beispiel in Süßwaren, Frühstücksgetreideprodukten oder Marmelade. Echtes Karmin verbirgt sich in der Zutatenliste von Lebensmitteln unter der E-Nummer 120. Er ist auch unter den Begriffen Karminsäure oder Cochenille bekannt.

Schellack ist laut Peta häufig in Haarlacken, Nagellack oder gewachstem Obst enthalten. Bei dem Stoff mit der E-Nummer 904 handele es sich um Ausscheidungen der Lackschildlaus, die das Tier nach der Verdauung von Baumsaft abgibt. Der Läusekot werde von den Ästen und Baumstämmen abgekratzt.

„Eklig“ findet Peta auch die Verwendung von Bienenwachs (E 901) etwa als Überzug- und Trennmittel bei Süßwaren. Schließlich sei Bienenwachs eine Ausscheidung aus den Drüsen an der Unterseite des Hinterleibes der Westlichen Honigbiene. „Diese Ausscheidungen werden zur Weiterverarbeitung von den Bienen durchgekaut und eingespeichelt“, schreiben die Tierrechtler.

„Die Herstellung von Wachs ist für Bienen mit einem großen körperlichen Aufwand und einem hohen Verbrauch von Honig verbunden.“

Peta räumt ein, dass nicht viel bekannt sei über die Schmerzwahrnehmung von Insekten, die ja kein zentrales Nervensystem haben. „Sie verfügen aber, wie beispielsweise Krebstiere, über ein sogenanntes Strickleiternervensystem. Von Krebstieren wissen wir dank neuester Studien, dass sie damit durchaus Schmerzen wahrnehmen“, teilt die Organisation der taz mit. „Vielleicht also auch Insekten. Insekten reagieren auf äußere Reize. Sie bringen sich nach einer Reizwahrnehmung in Schutz oder sondern Sekrete ab. Bei manchen wurde nach so einer Reizung eine Art Hormon­ausschüttung gemessen, ähnlich der beim Menschen“, erklärt PR-Redakteur Denis Schimmelpfennig.

Kaum eine weiß,dass sie Insekten und ihre Ausscheidungen konsumiert

Wer Insektenstoffe in Kosmetika und Essen vermeiden will, soll Peta zufolge vegane Produkte nutzen. Man müsse in der Liste nach Inhaltsstoffen wie Karmin, Schellack oder Bienenwachs suchen. Die E-Nummern lassen sich mithilfe von speziellen Apps entschlüsseln – oder mithilfe einer Notiz auf dem Einkaufszettel.

Tabea Morgenstern

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