: KUNST
KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um
Kein „Fresco“ im klassischen Sinne hat Stijn Ank im ersten Stock des Künstlerhauses Bethanien aufgebaut, keine Wandmalerei, sondern eine Wand aus Gips namens „Fresco“. Sie durchteilt fast den gesamten Raum, schmiegt sich hinter die Säule in der Raummitte und lenkt an den scheinbar unverputzten Außenkanten den Blick auf den Schichtungsprozess, mittels dessen sie entstanden ist. Die dicht übereinander gestapelten Längsstreifen sind in Blautönen, Pastellrosa, Grau und Schwarz gehalten. Unter der jeweils nächsten Stufe zieht die verwässerte Acrylfarbe organische Bahnen (bis 12. 2.; sowie vom 2. 3.–26. 3., Di.–So, 14–19 Uhr, Kottbusser Str. 10).Ergänzend zeigt die Galerie Michael Janssen kleinformatigere, amorphe Arbeiten Anks. Folgt man dem Titel „diSTANCE“, so bergen die Acrylspuren in den Falten und unter den Kanten, die immer wieder Dreiecksformen hervorbringen, Codes, deren Bedeutung nur entfernt ehrahnbar sind (bis 4. 3., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 63).
Leserlicher die titelgebenden Schriftzüge, die Joseph Zehrer in seine „Lampen“ aus Plexiglasstäben gefräst hat. Gut zwei Meter ragt der Leuchtstab „Halb leer halb voll“ auf seinem Holzsockel im Nagel Draxler Kabinett in die Höhe. Wo „Rot“ draufsteht, muss noch lange kein rotes LED-Licht leuchten. Die „Lichtgestalt“ ist oben abgedunkelt. Wenn sich gleich drei Stäbe zu einem Bündel formieren, ist klar: „Hell zu Hell“. Farbakzente setzt Zehrer, indem er die Stäbe bemalt oder mit Isolierband beklebt. Teils sind nur die Gravuren eingefärbt. Von gleißendem Weiß umrahmt schweben die Worte förmlich im Raum. Abends projizieren sich die Lampengebilde durch die Spiegelungen in den Außenfenstern des Kabinetts hinaus auf die Straße und schicken ihre Botschaften als Hologramme Richtung Rosa-Luxemburg-Platz (bis 4. 3., Di.–Fr., 11–19 Uhr, Sa., 11–18 Uhr, Rosa-Luxemburg-Str. 33).
Dass „Stille“ nicht ausdruckslos ist, zeigt die gleichnamige Gruppenausstellung bei Group Global 3000. Anne Kleimann hat beispielsweise aus Soundaufnahmen an der Nordsee eine Welle in Glasfaserlaminat konvertiert und somit eine 57/1.000 Sekunde des Meeresklangs optisch festgehalten. In der Videoarbeit „Augenblicke der Ruhe“ von Stephanie Hough sind die Dialoge eines Selbsthilfevideos, das Hough in einem Secondhandladen gefunden hat, herausgeschnitten und nur die Pausenlaute – Ähms und Öhs, Räuspern und Lachen – beibehalten. Der Fokus verlagert sich auf die nonverbalen Gesten der Selbstvergewisserung. Im Rahmenprogramm: Performances, Lesungen und – Gespräche über Stille (www.groupglobal3000.de, bis 10. 3., Fr., 17–20 Uhr, Leuschnerdamm 19).
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