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Dinner mit Trudeau

Polit-Star

Justin Trudeau kommt nach Hamburg! Ist das nicht dieser Sänger? Nein, falsch. Aber es könnte trotzdem sein, dass er auf dem Weg ins Rathaus an jubelnden Fans vorbeigehen und Autogramme schreiben muss. Denn Trudeau ist zurzeit so was wie der Popstar der internationalen Politik. Der kanadische Premierminister sieht nicht nur unverschämt gut aus. Er repräsentiert auch das „gute“ Amerika, das Kanada für viele Europäer schon immer war – und jetzt erst recht.

Wenn US-Präsident Donald Trump einen Einreisestopp gegen Menschen aus mehreren mehrheitlich muslimischen Ländern verhängt, kontert Trudeau auf Twitter (!): „An diejenigen, die vor Verfolgung, Terror und Krieg fliehen, die Kanadier werden euch willkommen heißen, unabhängig von eurem Glauben. Diversity ist unsere Stärke.“ Das ist noch ein echter Liberaler, auch wenn das bei der geografischen Lage Kanadas vielleicht ein bisschen wohlfeil ist.

Und nun kommt er als Ehrengast zur Matthiae-Mahlzeit, die, mit einer kleinen Unterbrechung von 232 Jahren, seit 1356 stattfindet. Der Hamburger Senat spielt zu diesem Anlass gern ein bisschen Weltpolitik. Im vergangenen Jahr zum Beispiel waren die Ehrengäste Angela Merkel und der britische Premierminister David Cameron. Die ganze Veranstaltung hatte etwas von verzweifeltem Bemühen, den Briten zu erklären, warum die Europäer – und natürlich ganz besonders die Hamburger – die Briten brauchen und auch, nun ja, lieben. Welchen Erfolg diese Avancen hatten, ist ja bekannt.

Dagegen scheint Trudeau eine sichere Bank: Er wird mit Bemerkungen zur offenen Gesellschaft die liberale Seele der Hanseaten streicheln; und ihr Portemonnaie auch – mit einem Plädoyer für den Freihandel. Und er ist gewissermaßen das präventiv verabreichte Gegengift zum Trump-Besuch beim G20-Gipfel im Juli.

Selbst dass Trudeau so sehr wie kaum ein anderer zum Polit-Establishment gehört – sein Großvater war Fischereiminister, sein Vater Premier – hat in diesen Tagen etwas angenehm Beruhigendes. jank

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