: Nordbank wird noch teurer
HSH Nordbank Die Haushaltsrisiken sind noch höher, als bisher bekannt, sagt Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher. Eine chinesische Staatsbank soll am Kauf interessiert sein
Das Debakel mit der HSH Nordbank dürfte für die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein noch teurer werden, als bisher gedacht. „Eine Größenordnung von 16 Milliarden Euro“ hält Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) für möglich. „Die Realität ist schlimm“, sagte Tschentscher am Montag in einem Bild-Interview. Schlimmer noch, als Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) am selben Tag im Interview mit der taz eingeräumt hatte. „Es können zehn Milliarden sein, zwölf oder auch mehr“, so Heinold.
Seit zwei Wochen steht die ehemalige Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein, für die die beiden Länder mit milliardenschweren Garantien haften, zum Verkauf. Diese Auflage der EU muss bis zum 28. Februar 2018 erfüllt werden, Interessenten könnten bereits jetzt erste Angaben machen. „Wir wissen, dass es Interessenten gibt“, sagte Tschentscher, Details wolle er aber nicht nennen. Spekuliert wird in der Branche vor allem über eine mögliche Übernahme durch eine der vier großen chinesischen Staatsbanken, die somit im europäischen Kapitalmarkt Fuß fassen könnte.
Tschentscher bekräftigte, die Bank im Zweifel für nur einen Euro loswerden zu wollen: „Wenn der Käufer Teile unserer Haftung übernimmt, kann sich das lohnen.“ Sollte sich aber kein seriöser Käufer finden, müsste die Bank samt aller gut 2.000 Arbeitsplätze abgewickelt werden. Bitter sei das, so Heinold: „Die Fehler der Vergangenheit wiegen schwer und sind verdammt teuer.“
Hoffnungen auf Hilfe des Bundes hat Tschentscher nicht. „Für realistisch halte ich das nicht.“ Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hatte jüngst erklärt, dass die beiden Länder die Schuldenlast der Bank nicht allein tragen könnten. Hamburgs Schuldenberg beträgt zurzeit rund 23 Milliarden Euro, Schleswig-Holsteins 28,5 Milliarden – ohne die Nordbank. Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen