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Gelüfteter Schleier

KURZKRITIK Karin Beier inszeniert Ayad Akhtars "The Who and the What" im Schauspielhaus

Der Titel: ein Zitat des Philosophen Jacques Derrida. Der Autor: ein New Yorker Intellektueller. Kann die Schlauheit lustig werden und berühren? Ja, wenn Karin Beier das Spiel anleitet, in der Offenheit eines Probebühnensettings. Ernst Stötzner gibt den traditionalistisch unreflektierten, aber liebevollen Patriarchen Afzal – und Lina Beckmann die aus der Art geschlagene, aufklärerisch emanzipierte Tochter Zarina.

Der Vater will sie glücklich machen, eine Ehe über die Dating-App „Muslimlove“ für sie arrangieren, nachdem er ihr den Umgang mit einem Christen verboten hat. Das wird ebenso pointenreich diskutiert wie die Frage, ob der Koran eine wörtlich zu nehmende heilige Schrift oder die psychotherapeutische Autobiografie des sexsüchtig verwirrten Mohammed darstellt und die sich ihm offenbarende Stimme Gottes nicht eher die seiner Mutter ist.

Die Darsteller sagen all das, spielen es aber nicht. Beier gelingt, dass der Anti-Islam-Diskurs wie ein gelüfteter Schleier, ein transparentes Sprachkostüm funktioniert. Die Aufführung ist nicht bei Moslems daheim verortet, sondern in einem archetypischen deutschen Kleinbürgerwohnzimmer – und setzt auf eine grundsätzlich tiefenscharfe Auslotung des Vater-Tochter-Verhältnisses. Klingt banal – ist aber großes klassisches Schauspielertheater. Von dem der Autor Ayad Akhtar ebenso gerührt war wie ein Großteil des Publikums – und der Rezensent. Jens Fischer

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