Attentat auf Moschee in Quebec

Kanada Vermummte Männer erschießen sechs Menschen und verletzen acht beim Abendgebet. Täter von der Polizei gefasst. Premier Trudeau spricht von „Terrorakt“

Polizisten patrouillieren in der Nacht nach dem Anschlag durch Quebec City Foto: Mathieu Belanger/reuters

Aus Vancouver Jörg Michel

Schock in Kanada: Bei einem Terroranschlag auf eine Moschee sind am Sonntagabend in der überwiegend frankokanadischen Stadt Quebec City laut Polizei sechs Menschen beim Gebet erschossen und acht zum Teil schwer verletzt worden. Premierminister Justin Trudeau sprach in einer ersten Stellungnahme in der Nacht von einer „terroristischen Attacke auf Muslime“.

Nach Angaben der Behörden wurden nach der Tat zwei Verdächtige festgenommen. Einer der Todesschützen sei vor der Moschee festgenommen worden, der andere sei zunächst mit dem Auto geflüchtet, habe dann aber selbst die Polizei gerufen und sich gestellt. In dem Fahrzeug wurde laut Bericht mindestens eine Waffe gefunden. Wie Radio Canada unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtete, soll einer von ihnen marokkanischer Herkunft sein. Die beiden jungen Männer sollen an der bekannten Laval-Universität in Quebec studiert haben.

Laut Augenzeugen waren gegen acht Uhr abends zwei maskierte Personen mit Waffen in die Moschee im Vorort Sainte-Foy eingedrungen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich mehrere Dutzend Männer in dem Gotteshaus. Im Obergeschoss hielten sich auch Frauen und Kinder auf. Die sechs Toten seien zwischen 35 und 70 Jahre alt, acht Personen wurden verletzt.

Premierminister Trudeau, der eine liberale Einwanderungspolitik vertritt, verurteilte die Tat scharf. „Muslimische Kanadier sind ein wichtiger Teil unseres nationalen Gefüges, und diese sinnlosen Gewalttaten haben keinen Platz in unserem Land, in unseren Gemeinden und unseren Städten.“

Noch am Tag zuvor hatte Trudeau Flüchtlinge will­kommen geheißen

Der Anschlag trifft Kanada hart, und das nur einen Tag nachdem Trudeau demons­trativ betont hatte, Flüchtlinge aus aller Welt seien in seinem Land willkommen. Das Statement war von vielen als indirekte Kritik an der neuen res­triktiven Visa-Politik von US-Präsident Donald Trump gewertet worden. Kanada hat bislang etwa 40.000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Die ­Integrations- und Einwanderungspolitik des Landes gilt international als vorbildlich. Zugleich sind die Waffengesetze in Kanada ungleich schärfer als in den USA.

Dennoch war auch Kanada in den letzten Jahren nicht vor fremdenfeindlichen oder islamistischen Vorfällen gefeit. 2016 war vor derselben Moschee, in der es jetzt zur Schießerei kam, ein Schweinskopf gefunden worden. 2013 wurde eine Moschee in der Provinz Saguenay mit Schweineblut beschmiert. In der Nachbarprovinz Ontario wurde 2015 eine Moschee in Brand gesteckt. Umgekehrt waren muslimische Kanadier an Attentaten im eigenen Land beteiligt, als zwei Einzeltäter 2014 in Ottawa und Quebec drei Soldaten erschossen.