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Vom Kleinkriminellen zum Terroristen

ÖsterreichTerroranschlag auf die Wiener U-Bahn nur knapp verhindert. Tipp vom Geheimdienst BND

WIEN taz | Die österreichische Polizei hat am Freitagabend in Wien einen 18-Jährigen festgenommen, den sie nach einem Tipp des deutschen Bundesnachrichtendiensts observiert hatte. Lorenz K. wurde als Kind albanischer Eltern in Niederösterreich geboren. Laut Polizei soll er sich im albanisch-islamistischen Milieu bewegt haben. Bisher war er allerdings nur durch Kleinkriminalität aufgefallen. Während der Verbüßung einer Haftstrafe im Jugendgefängnis könnte er allerdings mit Islamisten in Kontakt gekommen sein. Bei häufigen Besuchen in Deutschland wurde er jedenfalls im radikalislamistischen Milieu beobachtet.

Konrad Kogler, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, sprach von Hinweisen auf einen „zeitnahen“ Anschlag, vermutlich in einer U-Bahn-Station. Konkrete Hinweise auf eine Bombe konnten nach Hausdurchsuchungen nicht gefunden werden. Auch auf den Handflächen des Verdächtigen wurden keine Spuren von Sprengstoff gefunden. Die Sicherheitskräfte schließen anhand der konfiszierten Computer auf einschlägige Recherchen im Internet. Ob der Verdächtige Komplizen hatte, wird noch untersucht. Die U-Bahn soll verstärkt überwacht werden.

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) nützte die Festnahme, um die neue Strafrechtsverschärfungen als Lösung zu präsentieren. Er will islamistische Gefährder mittels elektronischer Fußfessel aus dem Verkehr ziehen und die Videoüberwachung ausbauen: „Um Fluchtwege nachzuvollziehen – auch zur Abschreckung.“ Auch private Kameras sollen vernetzt werden. Laut Innenministerium sind 90 von fast 300 Personen, die von Österreich ins Kalifat des IS gereist sind, wieder zurückgekommen. Sie stehen unter Beobachtung. 44 sollen im Dschihad gestorben sein.

Ralf Leonhard

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