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Einblick(656)

Diana Artus, Künstlerin

Foto: Katja Renner

taz: Welche Ausstellung in ­Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Diana Artus: Seit dem letzten Kunstherbst habe ich kaum Ausstellungen in Berlin angeschaut, stattdessen war ich viel im Theater. Besonders beeindruckt hat mich die Inszenierung des Jelinek-Stücks „Schatten (Eurydike sagt)“ von Katie Mitchell in der Schaubühne: Während der Aufführung entsteht ein Film derselben, der in Echtzeit auf einer Leinwand über dem Geschehen zu sehen ist. Diese Gleichzeitigkeit verschiedener Bildebenen und das Offenlegen des Produktionsprozesses fand ich sehr spannend.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Ich gehe gerne ins Acud. Der dortige Auftritt von Alex Cameron im November war mein Konzerthighlight des letzten Jahres. Für kommenden Samstag empfehle ich das Konzert von Aftermars, einer Berliner Band, die ein bisschen so klingt wie das New Yorker Electropunk-Duo Suicide – plus Trompeter. Sie spielt anlässlich der Finissage der Ausstellung „Linear Momentum“ in der Galerie im Körnerpark.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

Ein Buch, das ich immer wieder hervorhole, ist „Der Zeitplan“ von Michel Butor. Es beschreibt die Stadt als Labyrinth, das der einsam umherstreunende Protagonist vergeblich zu verstehen und zu durchdringen versucht. In seinen Aufzeichnungen, die letztlich den Roman bilden, verschachteln sich verschiedene Zeit- und Erinnerungsebenen zu einem poetischen urbanen Wahrnehmungsgeflecht.

Was ist dein nächstes Projekt?

Ich bereite gerade meine Teilnahme an der Senatsstipendiatenausstellung im n.b.k. vor, die am 3. März eröffnet. Außerdem recherchiere ich Möglichkeiten für eine größere Auflage meiner Publikation „A Korean Notebook“, in der ich meine Fotos aus Seoul mit vor Ort gefundenen Motivationsslogans verbinde.

Zur Person

Diana Artus (*1974) studierte Fotografie und Germanistik in Leipzig. Eine flanierende Wahrnehmungsperspektive und die Frage nach der Les- und Erzählbarkeit von Städten bilden die Grundlage ihrer künstlerischen Arbeiten. Ausgehend von Fotografie setzt sie sich vor allem mit der Wechselwirkung von Stadtraum und Stimmung und einer „psychogeografischen“ Raumerfahrung auseinander. Mit „Dropout #1“ gewann sie den Neuköllner Kunstpreis (s. o.).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Ein Ausflug auf das Tempelhofer Feld – egal bei welchem Wetter.

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